Die Prognosen der Muotathaler Wetterschmöcker für Winter und Frühling 2024 / 2025
Die Herbstversammlung der Muotathaler Wetterschmöcker am 25.10.2024 in Illgau wurde mit besonders großer Spannung erwartet. Wer würde den vakanten Platz des im Januar verstorbenen Urgesteins Martin Horat einnehmen? Wird der neue Wetterschmöcker auch mit Humor die Menschen begeistern und welcher Methoden bedient er sich, um das Wetter der nächsten sechs Monate vorherzusagen? Ob es weiße Weihnachten, einen guten Ski-Winter und einen schönen Frühling geben wird, sollte natürlich auch beantwortet werden, aber dass der neue Wetterprophet bis zur Versammlung geheim bleiben konnte, das grenzt schon beinahe an ein Wunder!
Der neue Wetterschmöcker
Vor allem in ländlichen Gegenden sind die Brutstätten von Klatsch und Gerüchten meist der Coiffeursalon und die Dorfbeiz oder das Restaurant. Kein Geheimnis war dort jemals wohlgehütet. In diesem Fall ist offenbar das Gegenteil der Fall, denn der neue Wetterschmöcker ist sogar der Wirt eines wohlbekannten und beliebten Restaurants, dem Berggasthaus Herrenboden bei Sattel. Der 34-jährige Silvan Betschart betreibt es gemeinsam mit seiner Frau in dritter Generation. Weil er sich schon immer für das Wetter interessierte und auch gerne darüber spricht, wurden die Wetterschmöcker auf den regional bekannten Wirt aufmerksam und boten ihm die Nachfolge von Martin Horat an. Seine genauen Methoden zur Wetterprognose hält er übrigens ebenfalls geheim. Er verrät lediglich, dass er das Verhalten und die Felle der Wildtiere genau beobachtet und das Wachstum der Pilze. Als Koch hat er zwar regelmäßig mit beiden zu tun und auch der Geschmack spielt für ihn eine wichtige Rolle, aber in freier Wildbahn seien sie am zuverlässigsten.
Zuverlässige Prognosemethoden wären tatsächlich mal wieder wünschenswert. Mit ihren Prognosen für den Winter im letzten Jahr rangierten alle Wetterschmöcker leider nur im oberen Mittelfeld der Punkteskala. Ihre Prognosen lagen zum Teil recht weit neben der Realität. Die professionellen Meteorologen der bekannten Wetterdienste mit ihren modernen Geräten waren auch nicht besser. Der vorhergesagte Dauerfrost und ungeheure Schneemassen blieben völlig aus. Auch der Sommer 2024 mit «Höllenhitze» fiel buchstäblich ins Wasser. Waren die Wetterschmöcker mit der Sommerprognose diesmal besser?
Wie präzise waren die Prognosen der Wetterschmöcker für den Sommer/Herbst 2024?
Die Muotathaler Wetterschmöcker sagten für den Mai überwiegend schönes, anfangs auch wechselhaftes Wetter vorher. Damit hätten sie kaum weiter daneben liegen können. Regen, Regen und noch mehr Regen machten den Mai zu einem verlängerten Aprilscherz - einem ziemlich schlechten sogar. Gegen Monatsende war die Ostschweiz ziemlich geplagt vom Hochwasser.
Schönes Wetter sollte sich auch Anfang Juni fortsetzen. Noch mehr Regen war der Fall. Das «Hudelwetter» zur Monatsmitte kann man noch gelten lassen. Ein sonniges und heißes Monatsende war wiederum viel zu optimistisch. Schwere Unwetter und Dauerregen richteten schwere Schäden im Wallis, Graubünden und Tessin an. Bilder von durch Murgänge und Hochwasser fortgerissenen Straßen und Bahnstrecken prägten Nachrichtensendungen und Titelseiten der Zeitungen. Armee und Luftrettung waren bis in den September hinein mit Aufräumarbeiten und Versorgung in den von der Außenwelt abgeschnittenen Tälern beschäftigt. Selbst das hochgelegene Zermatt blieb nicht verschont. Ein kleiner, idyllischer Bergbach verwandelte sich innerhalb weniger Minuten in einen reißenden Strom, der zahlreiche Häuser verwüstete.
Für den Juli prophezeiten die Wetterschmöcker kräftige Hitzegewitter und Sonne im Wechsel. Endlich der erste Treffer! Besonders in den Abendstunden bildeten sich fast täglich kräftige Gewitter, die die Menschen von den Terrassen in die Stuben trieben.
Auch im August lagen die Wetterschmöcker ziemlich nah dran. Genügend Regen gab es zwar im Gegensatz zu den Vormonaten nicht, aber große Hitze und vereinzelt Hitzegewitter setzten sich fort.
Die Prognose für den September war schon kaum zu glauben: «Um Mitte kommt der Schock: viel Regen und weit hinunter Schnee.» Besser hätte es Roman Ulrich nicht ausdrücken können. Nach den ersten Septembertagen mit wunderschönem Wanderwetter in den Bergen gab es urplötzlich einen regelrechten Kälteschock. Auf 2000m Höhe stürzten die Temperaturen von angenehmen 16°C auf -1°C ab und die Berge waren plötzlich weiß gepudert. Erste Alpenpässe verschwanden im Schnee und zahlreiche Touristen - noch in leichter Kleidung und Autos mit Sommerreifen - hingen dort fest. Immerhin war der Schneespuk nach wenigen Tagen vorbei und das Monatsende zeigte sich - wie ebenfalls prophezeit - versöhnlich warm und schön.


Beim Wetter Anfang Oktober gingen die Prognosen der Wetterschmöcker weit auseinander. Tatsächlich war es recht wechselhaft mild und regnerisch. Die zweite Monatshälfte sagten sie hingegen zutreffend vorher: Ein warmer Föhnwind sorgt für ein schönes und sonniges Monatsende.
Die zutreffendsten Prognosen lieferte Martin Holdener mit 15,5 von 20 möglichen Punkten und sichert sich damit die Trophäe. Das verhalten der Mäuse, die Holdener beobachtet, war offenbar die zuverlässigste Methode, das Wetter vorherzusagen. Deutlich abgeschlagen dahinter rangieren Roman Ulrich mit 12,5, Alois Holdener und Karl Hediger mit je 12 und Karl Laimbacher mit 11,5 Punkten. Die bislang höchste Punktzahl erreichte übrigens Karl Hediger mit seinen Prognosen für Winter und Frühjahr 2019/20 mit stolzen 18,5 von 20 Punkten. Man darf gespannt sein, wie sich Neuling Silvan Betschart als Wetterschmöcker machen wird.
Die Prognosen für den Winter und Frühling 2024 / 2025
Unter den sechs Wetterpropheten herrscht keine Einigkeit. Drei sagen einen angenehm milden Winter mit guten Schneeverhältnissen voraus, die anderen drei sehen ihn wechselhaft und schneearm. Ebenso deuten drei die Zeichen der Natur als Boten für einen schönen Frühling und die anderen drei sehen den Frühling mal wieder ziemlich nass.
«Es gibt einen schönen Winter mit genug Schnee und Sonne in den Bergen. Der Föhn wird stärker sein als im Herbst 2024. Der Frühling kommt rechtzeitig auf die Ostertage.»
- Silvan Betschart
«Der Vorwinter wird schneearm und immer wieder föhnig sein. Der Winter sudlig wie der Frühling auch.»
- Alois Holdener
November 2024:
Außergewöhnliche Wetterverhältnisse prophezeit die Mehrheit der Wetterschmöcker. In der ersten Monatshälfte soll es zumindest trocken bleiben. In hohen Lagen Sonnenschein und warme Temperaturen, in tieferen Lagen hartnäckiger Nebel.
«Die ersten 8. Tage Hudliwetter, Regen und wit appe Schnee. Danach schönes Bergwetter und im Unterland Nefel.»
- Roman Ulrich
Diese sogenannte «Inversionslage», wo die Temperaturen mit zunehmender Höhe steigen und in tieferen Lagen sinken, haben die Wetterschmöcker bereits überraschend Präzise vorhergesagt. In der ersten Novemberwoche waren die Ebenen im Mittelland und im Nordosten der Schweiz unter dichtem Nebel bei kühlen 10-15°C verdeckt, nur wenige hundert Meter höher auf den Hügeln und Bergen herrschte strahlender Sonnenschein bei rund 20-25°C auf 1200m Höhe.



Bereits in der zweiten Novemberhälfte soll es deutlich abkühlen und erster Schnee fallen. Auch diese Prophezeiung ist zum Teil schon eingetreten.
Dezember 2024:
Wechselhaftes Wetter soll sich im Dezember fortsetzen. Ab Monatsmitte bis Monatsende sorgt ein warmer Föhnwind für schönes Wetter, aber auch für grüne Weihnachten.
«An Weihnachten können die Leute bei schönem Wetter im Grünen spazieren.»
- Roman Ulrich
«Ab dem 23. bis Ende Wärmeeinbruch.»
- Silvan Betschart
Einzig der amtierende Wetterschmöckerkönig Martin Holdener sieht Weihnachten anders:
«Knapp vor Weihnachten totaler Wintereinbruch. Ski Heil.»
- Martin Holdener
Januar 2025:
Das neue Jahr soll sehr nass und kalt beginnen. Dichter Nebel und kalter Wind vermiesen die Monatsmitte.
«Bise. Nebelig. Für diejenigen, die ihre Frau für eine Weile nicht mehr sehen wollen, ist es die Gelegenheit.»
- Martin Holdener
An den letzten Tagen des Monats soll sich doch noch endlich die Sonne zeigen und reichlich Schnee für beste Skibedingungen sorgen.
Februar 2025:
Das schöne Skiwetter soll sich fortsetzen und mit noch mehr Schnee ab der Monatsmitte sogar noch schöner werden.
«Ab dem 10. guchsets und schneit es fünf Tage. Von da an bis Ende Monat sind alle mit Schneeräumen beschäftigt. Schneeschaufeln und Pflüge sind ausverkauft.»
- Karl Hediger
März 2025:
Das schöne Skiwetter soll langsam von wechselhaftem Wetter und milderen Temperaturen abgelöst werden und der Schnee sich allmählich verflüssigen.
«Die Nostalgieskirennfahrer können ihre Fahrkünste im schönsten Wetter präsentieren am 2. Die wolligen Unterhosen müssen sie nicht anziehen.»
- Silvan Betschart
Erste schöne Frühlingstage soll die Monatsmitte bringen. Gegen Ende des Monats unterbrechen immer wieder regnerische Tage und möglicherweise sogar erneuter Schnee die Frühlingsgefühle.
April 2025:
Typisches Aprilwetter pünktlich zum Monatsanfang. Die schönen Tage zur Monatsmitte werden wohl als Aprilscherz zu bewerten sein, denn das nasse Aprilwetter soll unmittelbar zurückkehren.
«Dem Schnee geht's an den Kragen, Sonne und Regen wechseln sich ab.»
- Silvan Betschart
Weiße Weihnachten werden wohl ein alter Traum aus alten Zeiten bleiben, wer gerne Ski fährt wird hingegen seine Freude am Februar haben. Die Frühlingsprognose klingt zwar nicht so schlecht wie der letzte Frühling war, aber auch alles andere, als vielversprechend. Wahrscheinlich wird er einfach «schön nass». Winterschlaf bis Mai wäre eine Option, dem Hudelwetter zu entgehen, regelmäßig Raclette und Fondue in der gemütlichen Stube wären natürlich auch eine Option.
«Und ist all jenes nicht von Nutz', so hilft im Fall der Zwetschge Luz!»
- Verfasser unbekannt, aber weise.