Schloss Chillon – Die Perle des Genfersees
Am Ostufer des Genfersees, bei der Gemeinde Veytaux nahe Montreux, erhebt sich das «Château de Chillon». Diese mittelalterliche Burg ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Schweiz und zieht jährlich hunderttausende Besucher an. Mit seiner faszinierenden Geschichte, einzigartigen Architektur und seiner besonderen Lage in traumhafter Kulisse gehört das Schloss Chillon zum Pflichtprogramm für Reisen an den Genfersee.
Das Schloss steht auf der «Île de Chillon», einer kleinen Felseninsel, die durch einen Graben vom Ufer des Genfersees getrennt ist. So scheint es, als schwebte sie über dem Wasser. Die Insel ist mit rund 120 Metern Länge und 48 Metern Breite die größte Insel des Genfersees und bot einst ihren Bewohnern strategische Vorteile. Heute können Besucher den «Quai Alfred Chatelanat» entlangspazieren, der direkt am Schloss vorbeiführt, oder die Burg von nahegelegenen Aussichtspunkten aus bewundern.
Einblick in die Geschichte
Die Ursprünge von Schloss Chillon reichen fast 1000 Jahre zurück. Erste schriftliche Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1150, als die Burg unter der Herrschaft der Savoyen stand. Es gibt aber noch heute sichtbare Bauteile, die auf eine mittelalterliche Kapelle dort hindeuten. Die strategisch wertvolle Lage des Schlosses an der «Via Francigena», einer wichtigen Handelsroute zwischen Nord- und Südeuropa, machte sie zu einem bedeutenden Kontrollpunkt. Unter den Savoyern wurde Schloss Chillon als Verteidigungsanlage, Verwaltungszentrum und Wohnsitz genutzt. Ein Kastellan, der von den Savoyern ernannt wurde, bewohnte das Schloss und verwaltete es. Obwohl es an Bedeutung verlor als die Savoyer andere Schlösser bevorzugten, ließ Papst Felix V. im Jahr 1436 das Schloss renovieren, um den Wert des Schlosses zu steigern und es zu erhalten.
1536 übernahmen die Berner das Schloss und nutzten es als Verwaltungszentrum, Waffenlager und Gefängnis. Außerdem war es der Wohnsitz des örtlichen Landvogts. Die Verteidigungsanlagen wurden modernisiert und mit Feuerwaffen ausgestattet. In der übrigen Zeit der 260-jährigen Berner Herrschaft wurde die Burg jedoch vernachlässigt. 1733 zog der Landvogt nach Vevey und Schloss Chillon diente fortan nur noch als Lager.
Nach der Waadtländer Revolution ging Schloss Chillon 1803 in den Besitz des Kantons Waadt über. Obwohl es weiterhin als Gefängnis und Waffenlager genutzt wurde, war die Burg bereits für Touristen zugänglich. Der englische Dichter Lord Byron besuchte die Burg und schrieb das Gedicht «Der Gefangene von Chillon» über den Genfer Freiheitskämpfer François Bonivard, das die Burg weltweit bekannt machte. Seit 1894 wird Schloss Chillon nicht mehr als Gefängnis genutzt und ständig restauriert, sodass es heute als Vorzeigebeispiel für die gelungene Konservierung historischer Bauten gilt. Wer die Restaurationsarbeiten und das Schloss unterstützen möchte, kann online oder vor Ort ein paar Franken spenden.



Architektur und Aufbau der Burg
Schloss Chillon ist der Form der Felseninsel maximal angepasst und oval gebaut. Die Burg ist vollständig von Wasser umgeben und nur durch eine Brücke mit dem Land verbunden. Ihre Architektur vereint defensive und repräsentative Elemente. Die zum Ufer gerichtete Nord-Ost-Seite der Burg ist mit Wehrtürmen, robusten Mauern und zahlreichen Schießscharten befestigt. Sie diente der Überwachung und Verteidigung der Handelsroute. Die seewärts gewandte Süd-West-Seite ist hingegen mit gotischen Fenstern verziert und beherbergte die fürstliche Residenz mit herrlichem Ausblick auf den See. Die Funktionen der vier Innenhöfe der Burg änderten sich im Laufe der Zeit. Im Zentrum der Burg steht der Bergfried mit seinen Schatzkammern, die durch Wehrgänge mit den Wohngebäuden verbunden sind. Die zahlreichen Säle und Räume der Burg geben Einblick in ihre vielseitige Nutzung, von Verteidigung und Verwaltung bis hin zu repräsentativen Wohnzwecken.
Schloss Chillon als Museum
Heute beherbergt Schloss Chillon ein Museum, das die Geschichte der Burg und der Region erzählt. Historische Objekte wie Möbel, Waffen und Werkzeuge, die bei Ausgrabungen zwischen 1896 und 1903 gefunden wurden, sind ausgestellt. Besonders hervorgehoben wird die Entwicklung der Burg, wobei einige frühere Exponate ins Depot verlagert wurden, um den Fokus auf die Architektur und Geschichte von Schloss Chillon zu legen. Zusätzlich finden in der Burg regelmäßig Sonderausstellungen statt.
Schloss Chillon bietet nicht nur historische Einblicke, sondern auch zahlreiche Veranstaltungen. Besonders zur Weihnachtszeit, während des «Montreux Noël», erstrahlt die Burg in festlichem Glanz und bietet ein mittelalterliches Erlebnis. Zudem können auf Schloss Chillon private Feiern wie Hochzeiten veranstaltet werden. Die romantische Atmosphäre und die Kulisse machen das Schloss zu einem begehrten Veranstaltungsort.
Schloss Chillon ist ganzjährig geöffnet. Der Eintritt kostet Erwachsene rund 15 CHF. Ermäßigungen gibt es für Kinder, Studenten und Familien. Da die mittelalterliche Architektur der Burg ungleichmäßige Treppen und enge Durchgänge umfasst, ist sie für Menschen mit eingeschränkter Mobilität leider nur bedingt zugänglich. Besucher können das Schloss im Rahmen einer Führung erkunden, oder die vielen Schautafeln und Audioguides nutzen, um es auf eigene Faust zu erkunden. Ein Souvenirshop und ein Bistro auf dem Gelände sind ebenfalls vorhanden.

