Waadt: Wahlheimat für Queen und Charlie Chaplin
Wie man dem Titel bereits entnehmen kann, geht es hier nicht um die Geschichte, wie Queen Elizabeth II. Charlie Chaplin zum Ritter geschlagen hat, sondern vielmehr um die besondere Verbindung des Schauspielers und der britischen Rockband mit dem Kanton Waadt. Doch erst mal zurück zum Anfang …
Charlie Chaplin
Charlie Chaplin zu beschreiben, ist wahrlich nicht einfach. Im Laufe seiner Karriere war er erfolgreicher Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Komponist, Filmeditor, Filmproduzent und Komiker. Selbst wenn Sie kein Fan des Films oder von Komödien sind, kennen Sie alle das Bild von Chaplin in der Rolle des „Tramps“ – ein Gentleman mit Zweifingerschnurrbart, weiter Hose und zu großen Schuhen, enger Jacke, Bambusstock und einer zu kleinen Melone auf dem Kopf. Sein Hang zu Slapstick-Komödien mit teils ernsteren Elementen, machte ihn zu einem der ersten Weltstars des Kinos und einer der größten Legenden der Filmgeschichte.
Doch wie kommt es, dass Charlie Chaplin so eine enge Verbindung mit dem Waadtland hat, wenn er doch in London geboren wurde? 1947 versuchte der FBI-Chef J. Edgar Hoover wiederholt, Chaplins Aufenthaltsgenehmigung in den USA zu entziehen. Seine britische Staatsangehörigkeit, seine liberale und kritische Lebensweise, sowie seine Parodien der amerikanischen Gesellschaft, rückten ihn in den Fokus des amerikanischen Staatsapparates. 1952 verließ Chaplin die USA für einen Kurzbesuch in England – die Weltpremiere seines Films „Rampenlicht“. Als er zurückkehren wollte, wurde ihm die Wiedereinreisegenehmigung verweigert, als Begründung nannte man die angebliche Befürwortung von Kommunismus bzw. die Verbindung mit kommunistischen Organisationen. Chaplin beschloss daraufhin, in Europa zu bleiben – und Sie können sich nun denken an welchem Ort. Er zog in das Manoir de Ban in Corsier-sur-Vevey und verbrachte dort glücklich die nächsten 25 Jahre, bis zu seinem Tod 1977. Zu seinen Ehren wurde nur 5 Jahre nach seinem Tod an der Uferpromenade von Vevey die berühmte Bronzestatue von Charlot aufgestellt.
Das Museum
Die Idee, ein Museum zum Gedenken an den Schauspieler zu entwerfen, entstand im Jahr 2000. Nach vielen Jahren der Planung und des Baus war es 2020 endlich so weit. Das Museum ist wahrlich ein Meisterwerk. Es besteht aus einem Rundgang des Herrenhauses, in dem Chaplin 25 Jahre lebte. Zwischen den Möbeln und persönlichen Habseligkeiten des Künstlers lernen Sie mehr über sein Leben und beeindruckenden Werdegang. Im Hollywood Studio erleben sie die verschiedenen Epochen und können die unverwechselbaren Kulissen, die Chaplin nutzte, bewundern. Ein spannender Rundgang durch die Filmgeschichte – für Experten und Laien. Anschließend steht Ihnen noch der wunderschöne, 4 Hektar große Park, der das Herrenhaus umgibt, offen.
Queen
Die legendäre Band wurde 1970 gegründet und bestand aus Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor und John Deacon. Musik ist bekanntlich Geschmackssache. Es ist aber unumstritten, dass Queen zu einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Bands aller Zeiten zählt. In etwa vierzig Jahren wurden weltweit über 315 Millionen Tonträger verkauft. Ihre Alben und Songs waren kontinuierlich international erfolgreich und erreichten problemlos Platz eins der Charts. In 16 Jahren spielte die Band über 700 Konzerte.
Bereits 1978 besuchten die vier Band-Mitglieder regelmäßig die "Schweizer Riviera". So angetan von diesem Ort, entschieden sie sich, ihr Album in den berühmten „Mountain Studios“ von Montreux aufzunehmen. Begeistert von der Qualität der Aufnahmen und der Menschen vor Ort, ergriffen Sie die Gelegenheit am Schopf und kauften die Räumlichkeiten kurzerhand. Der Rest sollte Geschichte sein: sechs Studioalben mit Songs, die in die Rockgeschichte eingehen sollten. In Montreux erlebten sie, fernab von Medien und Mengen an Fans, die Ruhe und den Frieden der Waadtländer Voralpen. Vor allem Freddie Mercury sucht zunehmend die Nähe zu diesem magischen Ort. Er teilt sein Leben zwischen London und Montreux auf. Anfang 1991 leidet er zunehmend unter seiner Krankheit und verbringt die meiste Zeit in den Mountain Studios, um möglichst viel Songmaterial vor seinem Tod zu kreieren. Am 24. November 1991 stirbt die Legende. Einige Jahre später fühlen sich die anderen Bandmitglieder bereit, das letzte Album der Band fertigzustellen. Sie nennen es „Made in Heaven“ und einige Zeilen sind eine Danksagung an die für sie so wichtige Stadt Montreux. Auf dem Cover sieht man den Ausblick auf die Berge und den Genfer See, den Freddie Mercury so bewundert hat. Im Gedenken an Freddie Mercury wird am See in Montreux eine Statue von ihm errichtet. Sie ist einer der wichtigsten Pilgerorte für Fans der Band und des Sängers.


Queen: The Studio Experience
Nach der Schließung der Mountain Studios 2013 wurden die Räume in ein Museum umfunktioniert. Die Dauerausstellung wurde 2013 von Brian May, Roger Taylor und dem Produzenten David Richards eröffnet. Sie zeigt den Werdegang der Band und viele persönliche Gegenstände, berühmte Bühnenoutfits, Briefe und Fotos. Darunter auch eine Nachbildung der berühmten Gitarre von Brian May, der „Red Special“. Der Regieraum ist exakt so wie das Original und ermöglicht den Besuchern einen Blick auf das legendäre Mischpult, das an so vielen unvergesslichen Hits beteiligt war. Im hinteren Teil der Ausstellung findet man einen kleinen Kinosaal, der mehrere Ausschnitte des berühmten Dokumentarfilms Queen - „Days of our Lives" zeigt.