Das schaurig schöne Interlaken

Veröffentlicht von Yanik

Ausblick vom Harder Kulm - © interlaken-gemeinde.ch

Interlaken ist das Drehkreuz zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten im Berner Oberland. Einer der ersten und prominentesten Touristen in der Region war der große Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Er war bekanntlich ein großer Fan und Bewunderer der Schweiz. Für ihn war es das Land, in dem er zu seinem wahren Selbst fand. Auf seiner Reise durch das Berner Oberland kletterte er unter anderem durch die Beatushöhlen und ließ sich von den Sagen und Mythen der Region inspirieren. Bis heute hat die Region nichts von ihrem damaligen Charme verloren. Es lohnt sich, die spannenden Geschichten rund um Interlaken neu zu entdecken.

Entdecken Sie feine Schweizer Produkte in unserem Shop
Zum Shop →


Der Harder und seine düstere Legende

Der Hausberg von Interlaken ist schwer zu übersehen. Als Ungetüm, mit finsterem Wald bewachsen, bäumt sich der Harder über der Stadt auf. Doch inmitten des dunklen Tanns tut sich eine ungewöhnlich karge Stelle auf. Auf den ersten Blick erscheint der graue Fels nicht ungewöhnlich, aber mit ein wenig Fantasie blickt man plötzlich in das Gesicht eines zornigen Mannes. Dunkle bösartige Augen, eine Nase und ein dichter Schnauzer. Doch welche Mächte waren hier am Werk und wer war dieser Mann, der für immer im Fels verewigt wurde?

Das «Hardermandli»

Die Sage führt uns einige Jahrhunderte in die Vergangenheit, als Interlaken noch ein Kloster besaß. Das Kloster war damals eine Bastion von Macht, Geld und Schutz. Tür und Tor stand jedem offen, der Zuflucht in den Armen Gottes suchte. Doch das sollte sich ändern, als ein neuer Vorsteher aus Rom anreiste, ein Mann namens Leonardus. Leonardus hatte eine andere Philosophie als sein Vorgänger und diese setzte er mit aller Härte durch. Er verbot den Mönchen, sich weiter um die Kranken zu kümmern und die Kinder der Stadt zu lehren. Diese Veränderungen stießen auf großen Unmut und Widerstand der Mönche. Um ihre Meinung vorsichtig auszudrücken, begannen Sie Leonardus den "Harder" zu nennen – abgeleitet vom Wort "hart".

Kloster Interlaken - © interlaken.ch

In einem Dorf, ganz in der Nähe von Interlaken, lebte das hübsche und gottesfürchtige Mädchen Martha. Sie war Tochter eines Fischers und ging oft in das Kloster von Interlaken, um zu beten. Dort entdeckte auch Harder das Mädchen und gewann schnell, auf eine ungewöhnlich charmante Art, das Vertrauen des Kindes. Eines Tages stieg Martha auf den Berg hinauf, um Holz für ihre Familie zu sammeln. Als sie dort auf Harder traf, ahnte sie erst nichts Böses. Umso mehr erschrak sie, als der Mann plötzlich über sie herfiel. Gepackt von rasender Angst riss sie sich los und rannte durch den Wald. In ihrer Furcht verpasste sie aber den richtigen Weg und fand sich plötzlich vor einer steilen Klippe wieder. Harders Gegenwart spürend, traf sie eine Entscheidung. Lieber stürze sie sich in die Tiefe, als in die Hände von Harder zu fallen, der ihr dicht auf den Fersen war. Man sagt, es war dieser Tod, der Gott so sehr erzürnte, dass er den Schänder Harder als ewige Strafe in Stein verwandelte. Nur noch sein Gesicht blickt heute aus dem kargen Fels.

Diese schaurige Sage sollte Sie aber keinesfalls davon abhalten, diesen wunderschönen Berg hautnah zu erleben. Heute können Sie in nur 10 Minuten mit der Standseilbahn auf den Harder Kulm fahren oder sie entscheiden sich für eine der unvergesslichen Wanderungen, die sie am Ende mit einer atemberaubenden Aussicht auf Interlaken, Thunersee, Brienzersee und das Bergpanorama mit Eiger, Mönch und Jungfrau belohnt.

Harder Kulm, Brienzersee, Eiger, Mönch und Jungfrau

Die St. Beatus-Höhlen – Das Zuhause von Drachen und Heiligen

Beatus war ein sagenumwobener Heiliger, der laut Überlieferung vor langer Zeit mit einem Gefährten zum Thunersee reiste. Im nahegelegenen Örtchen Sundlauenen berichteten die in Furcht lebenden Bauern von einem grausigen Drachen, der das Dorf bedrohte. Als Beatus erfuhr, dass der Drache in einer nahegelegenen Höhle hause, zögerte er nicht lange und schmiedete einen waghalsigen Plan. Er ging alleine den Berg hinauf zur Höhle und stellte sich dem Drachen entgegen. Der Drache griff sofort an. Eine sengende Hitze erfüllte die Höhle als der Drache sein Feuer in Beatus Richtung spie. Doch mit erhobenem Kreuze und der Kraft Gottes in seinem Herzen rief er nach der Heiligen Dreifaltigkeit. Der Drache stürzte leblos aus der Höhle und fiel in den unterliegenden Thunersee, der daraufhin zu kochen begann. Zweifelnd, ob der Drache tatsächlich endgültig besiegt war, blieb Beatus bis zu seinem Lebensende in der Höhle, vor der er im Alter von 90 Jahren auch begraben wurde.

© beatushoehlen.swiss

Die Höhlen, die heute den Namen des Heiligen tragen, wurden zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Region. Millionen Jahre alte Stalaktiten und Stalagmiten schmücken dieses Meisterwerk der Natur. Das Konstrukt aus Innenschluchten und Hallen, die in ihrer Perfektion direkt einem Gemälde entsprungen sein könnten, ist in dieser Form einzigartig. Das Sahnehäubchen dabei ist der Weg zu den Höhlen, auf dem Sie an dem fesselnden Wasserfall vorbeigehen, der aus dem Höhlensystem mündet. Besonders empfehlenswert ist ein Ausflug per Schiff ab Interlaken-West zu den Beatushöhlen bei Sundlauenen.

© beatushoehlen.swiss
© beatushoehlen.swiss

 

Burgruine Weissenau

Die Weissenau bei der Mündung des Aare-Kanals in den Thunersee ist der Überrest einer einst imposanten Wasserburg, erbaut von Kaiser Friedrich Barbarossa. Doch noch heute kann man erahnen, wie das Bauwerk im 13. Jahrhundert als Zeichen der Macht über die Umgebung wachte. Das es sich hier um eine ehemalige Wasserburg handelt, ist bei einem Blick nach links und rechts schwer zu glauben. Das liegt am Verlauf der Aare, welcher inzwischen begradigt wurde. Davor lag die Wasserburg auf einer kleinen Insel im Thunersee. Zuletzt renoviert wurde die Weissenau um 1700. In späteren Jahren nutzte man sie als Steinbruch, um neue Häuser in Interlaken zu bauen.
Inmitten dieser Ruinen stellt sich schnell die Frage, wie hier wohl einst die Menschen lebten, was sie dachten, was sie bewegte und wie sie sich wohl die Zukunft ausmalten. Ob einer von Ihnen vielleicht am gleichen Stein lehnte und fantasierte, wie ein entfernter Nachfahre einmal in den Ruinen dieser vergangenen Zeit steht, in einer besseren und gerechteren Welt?

Ruine Weissenau - © Joachim Kohler / CC BY-SA 4.0
Ruine Weissenau - © Tschubby / CC BY-SA 3.0

Weitere Beiträge zum Thema "Sehenswürdigkeiten"

Zürich
Eine Reise durch den Kanton Zürich

Rheinfall Wir beginnen unsere Reise an einem magischen Ort ganz im Norden des Kantons Zürich. Der Rheinfall ist der größte Wasserfall Europas und ein

Weiterlesen

Zürich
Der Zürichsee – 7 Highlights für Ihren Ausflug

Der Zürichsee ist der fünftgrößte See der Schweiz und definitiv eines der Highlights des Kantons Zürich und seiner Umgebung. Er liegt zwischen Schmeri

Weiterlesen

Aargau
Jurapark Aargau

Im wunderschönen Föhrenwald Orchideen entdecken, sich von den Glühwürmchen magisch verzaubern lassen oder die abwechslungsreiche Stufenlandschaft aus

Weiterlesen

Weitere Beiträge →

Sie haben Kritik, Lob, Anregungen oder Fragen über die Schweiz? Wir freuen uns über Ihren Leserbrief: redaktion@swiss-finest.de


Unsere Specials
Feines, leckeres und kreatives

Nach oben