Der Schweizerische Nationalpark – wo die Natur noch Natur sein darf
Der Schweizerische Nationalpark ist nicht nur der älteste Nationalpark der Alpen, sondern auch der einzige der Schweiz. In der unberührten Naturlandschaft Graubündens, die berühmt für ihre bezaubernde Schönheit ist, ist er das schlagende Herz. Ob eine Lawine ins Tal stürzt, ein Bach über die Ufer tritt oder ein Tier mit einem anderen kämpft – hier darf die Natur noch Natur sein. Auf einer Fläche von über 170km², die mit über 100km offizieller Wanderwege durchzogen ist, können Sie diese Welt im Engadin und im Val Müstair, für sich entdecken. Heute zieht der Park neben Naturliebhabern und Urlaubern, die dem Stress des Alltags entfliehen wollen, auch viele internationale Forscherteams an. Datenreihen, die über hundert Jahre alt sind, helfen hier wichtige Erkenntnisse zu Naturphänomenen zu gewinnen.
Wandern & Erleben
21 Routen, die kreuz und quer durch den Park führen, bieten jedem Besucher einen Ausflug nach seinem Geschmack. Sollten Sie von all diesen Auswahlmöglichkeiten etwas überwältigt sein, oder wollen Ihr Erlebnis einfach so spektakulär wie möglich gestalten, dann können Sie ebenfalls an einer der geführten Exkursionen durch den Park teilnehmen oder einem der Naturlehrpfade folgen. Das Besucherzentrum und damit Dreh- und Angelpunkt des Parks liegt im beschaulichen Zernez. Hier können Sie verschiedene Ausstellungen bestaunen und sich wichtige Informationen, Souvenirs, fachliteratur und passende Bekleidung besorgen, falls noch nicht vorhanden.



Flora und Fauna
Neben der atemberaubenden und vielseitigen Natur, beheimatet der Nationalpark eine riesige und sehr spannende Artenvielfalt. Hier findet man unter anderem Steinböcke, Gämsen, Murmeltiere, und viele andere Wildtiere. Auch seltene Vogelarten wie der Bartgeier und eine abwechslungsreiche Pflanzenwelt sind im Park zu finden. Beeindruckende Tierarten wie der Luchs und der Wolf haben unter dem Menschen, vor allem im 19. und 20. Jahrhundert, stark gelitten. In vielen Gebieten wurden sie sogar vollständig ausgerottet. Im geschützten Raum des Nationalparks haben diese Arten einen Platz für ihre neue Blütezeit gefunden. Darunter ist beispielsweise auch der Rothirsch. Noch bis vor hundert Jahren galt diese majestätische Kreatur als ausgestorben. Heute leben rund 2000 von ihnen in Frieden und Geborgenheit im Nationalpark. Was für Liebhaber der Natur früher ein nahezu unerreichbarer Traum war, ist jetzt für die Besucher des Nationalparks möglich. Auf Ihrer Wanderung durch den Park können Sie diese Tiere in freier Wildbahn beobachten und bewundern.


Bei solch mächtigen und großen Wesen vergisst man schnell, auch die kleinen Dinge zu würdigen. So krabbeln unzählige kleine Bewohner durch die Baumkronen und Gräser. Halten Sie die Augen offen und Sie werden sich wundern, wie lebendig die Natur um Sie herum tatsächlich ist. Einer dieser kleinen Vertreter ist die Waldameise. Um ein Verständnis zu bekommen, wie wichtig diese Art für das Ökosystem ist, hilft ein Vergleich:
Nimmt man alle Waldameisen des Nationalparks zusammen und wirft sie auf eine Waage, würden sie fast so viel wie alle Steinböcke des Parks wiegen - unglaubliche 19 Tonnen.
Trotz solch beeindruckender Zahlen, ist es nicht der Wolf, der Rothirsch und auch nicht die Ameise, die es auf das Wappen des Parks geschafft hat, sondern der Tannenhäher. Diese Wahl mag auf den ersten Blick etwas unerwartet und willkürlich erscheinen. Es ist aber absolut kein Zufall, dass genau dieser Vogel das Wappen des Parks ziert. Der Tannenhäher gehört zur Familie der Raubvögel und hat ein dunkelbraun, weiß geflecktes Gefieder. Die Eigenschaft, die ihn so besonders für den Nationalpark macht, ist seine Ernährungsgewohnheit. Er ernährt sich von den Samen der Arve, die er mit seinem Schnabel aus den Arvenzapfen pickt. Zur Nahrungsvorsorge für den Winter legt er tausende kleine Samenverstecke an, wovon er einzelne im Winter nicht mehr wiederfindet. Aus diesen zurückgelassenen Samen entsprießen dann wieder neue Arven. Ein perfektes Zusammenspiel von Tier und Pflanze. Das ist einer Verewigung auf dem Wappen des Schweizerischen Nationalparks würdig.
Mit dem Schweizerischen Nationalpark wurde ein Schutzgebiet geschaffen, dass in der Schweiz einzigartig ist. In einer Welt, die voller Kompromisse ist, hat hier die Natur das letzte Wort. Auch deshalb bitten wir Sie, sich im Park an die vorgeschriebenen Regeln zu halten, dort nicht zu campen und auf den offiziellen Wanderwegen zu bleiben.