Reiseratgeber Schweiz - Vignette, Wanderschuh und Zwiebelschale

Veröffentlicht von René

Mit dem Auto oder Zug? Oder beides? - © René Buss

Was muss ich alles einpacken? Was brauche ich noch? Was darf ich nicht vergessen? Was darf ich vergessen? - Seit vielen Jahren bereise ich die Schweiz und jedes Mal sind es dieselben Fragen vor dem Urlaub. Es brauchte einige Urlaube in der Schweiz, um zu lernen, was man wirklich braucht. Für einen Strandurlaub zu packen ist da deutlich leichter: Flugtickets, Ausweis, Zahnbürste, Duschzeug, Badehose, Handtuch, kurze Hose, Hawaii-Hemd, Flip-Flops und eine Ersatzunterhose. Für einen Urlaub in der Schweiz reicht das natürlich nicht, aber zu viel einzupacken könnte unter Umständen mindestens genauso problematisch werden. Damit der Wanderurlaub in der Schweiz auch so perfekt und unbeschwert wird wie erwartet, sollte man die folgenden Punkte beachten.

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Anreise, Einreise, Mobilität vor Ort

Es gibt viele Wege, in die Schweiz zu reisen. Fliegen ist da sicherlich das ungünstigste Mittel, wenn man bedenkt, dass der einzige, von Deutschland aus gut erreichbare Flughafen der Schweiz in Zürich liegt. Den Stress an den Flughäfen kann man sich also sparen.

Die Anreise könnte stattdessen schon ein unvergessliches Abenteuer werden. Am schönsten ist die Anreise mit dem Auto. Man hat die Freiheit, überall anzuhalten, wo es einem gefällt oder etwas spannendes ins Auge fällt. Allein die Alpenpässe hinauf und hinunter zu kurven, ist schon ein Erlebnis. Außerdem hat man vor Ort auch einen größeren Radius zur Erkundung verfügbar und spart Zeit und Geld, von einem Ort zum anderen zu kommen.

Auf keinen Fall darf man die Vignette vergessen! Man kann sie beispielsweise zu Hause in der örtlichen ADAC-Filiale kaufen, oder unterwegs in Grenznähe an den meisten Autobahntankstellen oder Raststätten. Für knapp 40€ kann man damit alle Autobahnen und Autostrassen der Schweiz das ganze Jahr befahren. Wie man sie an der Windschutzscheibe anzukleben hat, ist auf der Rückseite der Vignette gut beschrieben. Hat man zusätzlich noch einen Wohnwagen angehängt, so braucht dieser auch noch eine Vignette. Wenn man allerdings mit einem Fahrzeug einreisen will, das mehr als 3,5 Tonnen wiegt, muss man eine "Schwerverkehrsabgabe" entrichten, anstatt eine Vignette zu kaufen.

Vignette nicht vergessen! - © René Buss

Nicht kostenlos mit Vignette befahrbar ist ein Autoverlad wie am Lötschberg, Furka, Oberalp oder Vereina. Mit dem Auto auf einen Zug zu fahren, der daraufhin 10-20 Minuten durch einen stockfinsteren Tunnel fährt, ist nicht nur ein Abenteuer, sondern auch eine gute Pause. Die etwa 25-30 Franken für eine Fahrt sind besonders am Lötschberg eine gute Investition, denn der nötige Umweg würde teuren Sprit fressen. Der Weg von Bern nach Brig im Wallis würde sich ohne den Autoverlad Lötschberg beispielsweise von 100km auf 200km verdoppeln.

Eine gute, günstige und umweltfreundlichere Alternative zur Anreise mit dem Auto kann durchaus die Bahn sein. Für weniger als 50€ kommt man schon von Köln bis ins Wallis. Das Ticket einfach online buchen und in den Zug setzen. Schweizer Züge sind nicht nur verblüffend pünktlich, sondern auch angenehm komfortabel. Ab dem Zielbahnhof kommt man in der Regel bequem, günstig und teils abenteuerlich mit dem Postauto in jedes noch so abgelegene Dörfli in den versteckten Alpentälern. Öffentlicher Nahverkehr lohnt sich!

Anreise mit dem Auto...© René Buss
...mit dem Zugalt
Das Postauto fährt (fast) überall...alt
...zumindest bis zur Talstation der Seilbahn.© René Buss


Leichtes Gepäck ohne Leichtsinn

In vielen Dörfern, die zum perfekten Wanderurlaub locken, hat man kaum die Möglichkeit, mit dem Auto bis zur Unterkunft vorzufahren, um dort das Gepäck zu entladen. In autofreien Dörfern wie der Riederalp oder Bettmeralp am großen Aletschgletscher im Wallis muss man sogar im Tal parken, mit der Seilbahn hinauf ins Dorf fahren und dann noch bis zu 30min Fußmarsch zur Unterkunft bewältigen, wenn man keinen teuren Shuttleservice bezahlen möchte. Bei etwa 20 Franken für eine Rückfahrkarte und dem Fußmarsch sollte man in diesem Falle das gesamte Gepäck auf einmal tragen können. Dementsprechend sollte man gründlichst überlegen, was man einpackt und wie man es einpackt. Man bedenke: Bei der Abreise werden die Taschen voller sein, als bei der Anreise! Souvenirs und Reisemitbringsel brauchen ihren Platz. Da braucht man auch noch eine zusätzliche Hand für Einkaufstüten. Also: Besser kein Gepäckstück randvoll zur Anreise packen!

Merksatz: "Der wohlgeübte Wandersmann, packt nur so viel er tragen kann!"

Gepäck für zwei Personen - © René Buss
Die Kühltasche

Wenn man in Erwägung zieht, Käse oder Wurstwaren nach Hause mitzubringen, braucht man entsprechend Kapazität für eine Kühltasche. Eine große Kühlbox aus Kunststoff ist da völlig ungeeignet, wenn man auch noch einen Koffer dabei hat. Eine kleine Tasche mit Tragegurt kann man bequem Schultern oder auf den Rollkoffer stellen und am Griff befestigen. So eine Kühltasche kann da mitunter ziemlich schwer werden. Ein freundlicher Seilbahnmitarbeiter, der mir half, das Gepäck in die Seilbahn zu laden, fragte mich einmal ziemlich verdutzt: "Was haben Sie darin? Steine?" Als ich ihm von den 2,5kg Käse, Dosenbier und den Kühlakkus darin erzählte, zeigte er jedoch großes Verständnis.

Als Selbstversorger in einer Ferienwohnung kann man sich natürlich nicht immer darauf verlassen, dass die Küche vollständig ausgestattet ist. Jedes benötigte Gewürz einzeln vor Ort zu kaufen, wird mitunter ziemlich teuer. Ein paar leichte Reisegewürzstreuer aus Kunststoff lassen sich prima in der Kühltasche transportieren.


Der Koffer

Der Rollkoffer sollte groß, leicht und robust sein. Besonders bei einem längeren Fußweg zur Unterkunft sollten nicht gleich bei einem Steinchen auf dem Weg die Rollen zerspringen oder die Hülle des Koffers reißen. Ein geländetaugliches High-Tech-Modell mit Ballonreifen ist aber nicht nötig.

Am Mittelmeer darf man im Sommer jeden Tag mit 30°C und Sonne rechnen. In den Alpen, besonders in hohen Lagen um 2000m Höhe, ist das Wetter auch im Sommer unberechenbar. Das macht die Kleiderwahl recht kompliziert. Auf 2000m Höhe kann es an sonnigen Tagen schnell über 20°C haben, an regnerischen Tagen hingegen sogar weniger als 10°C. Nachts oft nur knapp über 0°. Das hört sich sehr wenig an, aber dort oben fühlen sich 20° schon fast wie 30° an. Die dünne Höhenluft hat der Sonne wenig entgegenzusetzen. Die Sonnenbrandgefahr ist da etwa gleich hoch, wie am Mittelmeer. Sonnencreme und Kopfbedeckung nicht vergessen! Einen Sonnenbrand auf der Kopfhaut (ob behaarter oder unbehaarter Skalp) kann ich erfahrungsgemäß nicht empfehlen. Eine Mütze mit Schirm oder ein Hut mit breiter Krempe erspart außerdem eine lästige Sonnenbrille. Wer will sich schon die herrlichen Farben der Landschaft im Sonnenschein mit einer Sonnenbrille schwärzen?

Kurze Hose und T-Shirt sollten also als Grundbekleidung eingepackt werden. An kühleren Tagen und abends wird eine lange Hose und ein Pullover oder eine Fleecejacke unverzichtbar. Gegebenenfalls sogar beides. Wenn jetzt auch noch Regen dazukommt, braucht es auch noch eine Regenjacke. Nasse Jeans sind unbequem, also wäre auch eine wasserabweisende Wanderhose aus dem Sportgeschäft empfehlenswert. Einen Regenschirm darf man ruhig vergessen, denn zum Regen kommt in der Regel auch meist Wind dazu, der nicht von hohen Häusern wie in einer Stadt gebremst wird. Wie man sieht, kann das Sommerwetter in den Bergen von Hitze bis Kälte alles bringen. Mal ist es tagelang heiß und trocken, mal ist es tagelang nass und kalt, oft aber auch alles an einem einzigen Tag. Morgens wolkenlos und sonnig, mittags entsprechend heiß, am See wird freudig geplanscht, nachmittags ziehen plötzlich Regenwolken hinter dem Berg hervor und ergießen sich eiskalt über die Sonnenanbeter. Kein Problem, wenn man eine Regenjacke mit Kapuze dabei hat.

Jeweils nur eine Sommermontur und eine Wintermontur einzupacken wäre schon zu wenig, wenn einer der beiden Wetterfälle kaum oder gar nicht eintritt. Von beidem mehrere Outfits einzupacken, würde den Koffer sprengen. Die Lösung des Problems: Der Zwiebel-Look! Wenn es kühl wird, zieht man ein Jäckchen über, wenn es noch kälter wird, auch einen Pullover, dann braucht man gegen Regen nur eine Regenjacke. Der Knoblauch-Look (eine dicke Schale entfernen und dann stinkt es) wird nur lästig und den Spass verderben. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!

Auf Sonne...© René Buss
...folgt Regen.© René Buss


Der Wanderrucksack

Ein guter Wanderrucksack sorgt nicht nur für unbeschwertes Wandervergnügen, sondern auch für Entlastung des Koffers. Auf dem Rücken merkt man ihn kaum und selbst relativ schwer gepackt, ist er nicht mal eine große Last. Im Sportgeschäft sollte man ihn anlegen und auf Tragekomfort testen. Breite, gepolsterte Schultergurte sowie ein Brust- und ein Bauchgurt entlasten nicht nur Schultern und Rücken, sondern auch die Beine. Mitten in der Wallachei die Wanderung wegen Schmerzen, verursacht durch falschen Rucksack, abbrechen zu müssen, kann man nicht gebrauchen.

Zum Wandern braucht man besagte "Zwiebelschalen" für den Wetterfall im Rucksack, ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Pflaster, Salbe und Zeckenzange und natürlich auch Proviant. Eine gute Brotdose aus Aluminium ist grundsätzlich zu empfehlen, weil sie gut isoliert. Nach stundenlangem Wandern im Sonnenschein will man kein warmes Brot mit schwitzendem, weichem Käse und öliger Salami aus einer Plastikdose fischen. In einer gut isolierten Alu-Box bleibt es lange kühl und frisch.

© René Buss
Dasselbe gilt auch für die Trinkflasche. Durstig urinwarmes Wasser aus einer PET-Flasche zu trinken, kann einem auch die Wanderlust verderben. Glasflaschen sind zu schwer und im Falle des Falles zu gefährlich für andere Wanderer und Tiere, die sich an den Scherben verletzen können. Wasser im Supermarkt zu kaufen, ist auch völlig überflüssig. Das Hahnenwasser (Leitungswasser, keine Hühnerbrühe!) in den Bergen ist viel zu lecker und gesund. Obendrein kommt der "Alpen-Champagner" auch noch kostenlos und eiskalt aus der Leitung! Eine Thermo-Trinkflasche zum Auf- und Nachfüllen, ist die beste Lösung. Trinkwasserbrunnen und Gebirgsbäche (diese sollten nicht unterhalb von Kuhweiden fließen!) findet man fast überall. Für etwas mehr Geschmack gibt es unterwegs gewiss die ein oder andere Hütte mit einem (aber wirklich nur einem!) isotonischen, frisch gezapften Bier. Danach wandert es sich direkt viel leichter. Zumindest bis zur nächsten Hütte. Kehrt man erst nach Einbruch der Dunkelheit zum Chalet zurück, das abseits der Wege liegt und nur über einen unbeleuchteten Trampelpfad erreichbar ist, sollte man auch eine Taschenlampe dabei haben.

Mit Proviant, Erste-Hilfe-Set, Taschenlampe und Reservekleidung ist der Rucksack auch schon voll genug. Da die Kleidung bei An- und Abreise im Koffer verstaut ist, bietet der Rucksack da noch genügend Platz für Kulturbeutel, Bücher, Spiele, Ladegeräte und natürlich Souvenirs.

"Und wandere ich im finstern Tal,..."Schweizer Armee-Taschenlampe Mod.1942 - © René Buss
Vielleicht sollte man auch etwas gegen Insektenstiche einpacken!© René Buss

 

So weit die Füße tragen

Fährt man mit dem Auto, muss man es pflegen und warten, damit man sicher sein Ziel erreicht. Dasselbe gilt auch für die Füße beim Wandern. Ein mal die Füße ruiniert, wird für den Rest des Urlaubs jeder Schritt zur Qual. Ohne geeignetes Schuhwerk wird man nicht weit kommen und ohne die richtigen Socken ist der beste Schuh nichts Wert. Auch bei warmem Wetter im Sommer sind dicke Wandersocken aus Baumwolle die beste Wahl. Bei Kälte halten sie die Füße warm, bei Hitze halten sie die Füße trocken, weil sie wie ein Docht die Feuchtigkeit aus dem Schuh herausleiten. Mit schweißnassen Füßen in den Schuhen würde man sich nur Blasen laufen.

Die Wanderschuhe selbst sollten dem Gelände angepasst sein. Bei Wanderungen im Gebirge über Felsen, Wiesen und wurzeldurchzogene Waldwege sollte der Schuh bis über den Knöchel ragen um ein leichtes Umknicken des Fußes zu verhindern. Die Sohle sollte relativ fest sein und ein gutes Profil haben, damit man guten Halt hat. Schon bei der Anprobe im Geschäft sollte der Schuh sitzen wie angegossen, ohne zu drücken oder dass der Fuß darin rutscht. Wer sich das Geld für Wanderschuhe sparen möchte und lieber mit Turnschuhen oder was auch immer loswandern will, der möge an den Ötzi denken, das wohl berühmteste Beispiel für falsches Schuhwerk in den Bergen. Mit seinen Sandalen kam er nicht weit.
Und wo transportiert man die sperrigen Wanderschuhe am besten? Am Fuß! Zum Autofahren sind sie weniger geeignet, aber man kann sie bei Ankunft direkt anziehen und die "Autofahrschuhe" im Auto lassen. Die wird man eh nur dazu brauchen.

Fester Schuh und dicke Socken bei JEDEM Wetter! - © René Buss

Eine Frage des Geschmacks

Dem gemeinen Stadtmenschen ist es in der Regel ein Bedürfnis, sich hübsch zu machen und mit seinem Outfit Eindruck zu schinden. Aber seien Sie versichert: in den Bergen wird man, aufgetakelt wie eine Fregatte und behangen wie ein Pfingstochse, dafür höchstens belächelt. Auch wenn Sie abends ins Restaurant gehen und ein Fondue essen, ziehen Sie ruhig Ihre Wanderschuhe an. Andere Schuhe werden Sie nirgendwo brauchen, außer vielleicht bei einem Stadtbummel. Lassen Sie das kleine Schwarze im Schrank! Man wird ihnen unterstellen, die anderen Gäste und Einheimischen übertrumpfen zu wollen und Vorurteile wird man bekanntlich nur schwer wieder los. Nur weil Kleidung praktisch ist, muss man nicht gleich aussehen wie eine Vogelscheuche. Aber praktisch sollte man schon gekleidet sein. Hauptsache sauber! Eitelkeit und Maskerade lässt man besser zu Hause. In den Bergen kann man viel eher mit einem freundlichen Gruß und einem offenen Herzen Eindruck schinden.


Man redet nicht über Geld...

...können wir hier aber gerne. Die Zeiten, wo man vor einem Besuch im Ausland noch zur Bank musste um Geld zu wechseln, sind gottlob vorbei. Das gilt auch für die Schweiz. Eigentlich kann man dort überall mit Karte zahlen und braucht nicht unbedingt Bargeld. Aber wenn man nicht jedes einzelne Getränk an einer Hütte mit Karte zahlen will, so kann man an jedem Bankautomaten wunderhübsche, bunte Schweizer Franken ziehen. Noch ein letzter wertvoller Tipp für alle Kartenzahlenden: Das Display des Kartenlesegerätes wird Sie Fragen, ob Sie die "Transaktion in EURO oder CHF" tätigen wollen. Wählen Sie immer CHF, damit Sie immer nur die deutlich günstigere Fremdwährungsgebühr Ihrer Bank zahlen anstatt die deutlich teureren Wechselgebühren des Händlers, wenn man in Euro bezahlt.

alt
Habe ich jetzt auch wirklich nichts vergessen?

Dann geht es hier weiter mit der Vorbereitung!


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