Mendrisio – Der «prächtige Ort» im südlichen Tessin
Eingebettet in die sanften Hänge des Monte Generoso und nur wenige Kilometer von der italienischen Grenze entfernt, liegt Mendrisio, ein charmantes Städtchen im Süden des Tessins. Mit rund 15.000 Einwohnern ist Mendrisio der Hauptort des gleichnamigen Kreises und wird nicht ohne Grund «Il Magnifico Borgo», der prächtige Ort, genannt. Seine historische Bedeutung, die traditionsreichen Osterprozessionen sowie seine erstklassige Kulinarik und Natur, südlich des Luganersees, machen Mendrisio zu einem vielseitigen Reiseziel.
Geschichte mit tiefen Wurzeln
Mendrisio kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Archäologische Funde belegen, dass die Region bereits in der Antike von Kelten und Römern besiedelt war. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 793 unter dem Namen «Mendrici», vermutlich ein Spitzname eines lombardischen Stammesführers. 1140 wurde Mendrisio zu einer eigenständigen Gemeinde. Im Mittelalter stand Mendrisio unter dem Einfluss der Stadt Como und wurde 1335 Teil des Herzogtums Mailand. Viele der heutigen prächtigen Gebäude stammen aus dieser Epoche. Im Jahr 1499 besetzten die Franzosen das Gebiet, bis es 1517 von den Eidgenossen zurückerobert wurde. Auch während der napoleonischen Zeit, zwischen 1810 und 1813, war Mendrisio kurzzeitig vom Königreich Italien besetzt.
Bis heute prägen zahlreiche Kirchen und Klöster das Stadtbild und zählen zum schützenswerten Kulturerbe der Schweiz. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist die Kirche «San Giovanni Battista» aus dem 18. Jahrhundert mit ihrer weiß-goldenen Innenausstattung. Neben den sakralen Bauten sind auch viele mittelalterliche Strukturen erstaunlich gut erhalten und verleihen Mendrisio eine unverwechselbare Atmosphäre. In den 2000er Jahren hat sich Mendrisio, damals mit wenigen tausend Einwohnern, durch die Eingemeindung vieler Nachbarorte deutlich vergrößert. Die letzte Eingemeindung fand erst 2013 statt.
Das Highlight des Jahres: Die Prozessionen in der Karwoche
Mendrisio ist berühmt für seine einzigartigen Karwochen-Prozessionen, die seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert sind. Jedes Jahr am Gründonnerstag und Karfreitag verwandelt sich die Altstadt in eine biblische Kulisse. Die Straßenbeleuchtung wird ausgeschaltet und die Prozession erstrahlt allein im Licht kunstvoll gestalteter Leuchtbilder.
Am Gründonnerstag ziehen rund 270 Darsteller, darunter Fackelträger, Trommler und Trompeter durch die Stadt und lassen die Geschichte Jesus Christus lebendig werden. Der folgende Karfreitag, bekannt als «Entierro» (spanisch für «Begräbnis»), zeichnet sich jedoch durch seine strenge und andächtige Atmosphäre aus. Über 700 Personen nehmen in historischen Kostümen teil, aufgeteilt in Bruderschaften und religiöse Vereinigungen. Bis in die 1950er-Jahre wurden weibliche Figuren noch von Männern dargestellt. Die große kulturelle Bedeutung der Prozessionen wurde 2019 von der UNESCO gewürdigt, als sie in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurden. Ein unvergessliches Erlebnis für Besucher.


Wein und Kulinarik – Ein Paradies für Genießer
Mendrisio ist nicht nur kulturell, sondern auch kulinarisch ein wahres Juwel. Die sanften Hügel der Umgebung bieten perfekte Bedingungen für den Weinanbau. Besonders bekannt ist die Region für ihren «Merlot del Ticino», doch in den letzten Jahren haben auch zahlreiche andere Rebsorten zur Vielfalt beigetragen. Wer die Weinschätze des Tessins entdecken möchte, kann eine der zahlreichen Weinverkostungen buchen.
Authentische Tessiner Küche erlebt man am besten in einem traditionellen «Grotto». Diese rustikalen Gasthäuser bieten regionale Spezialitäten wie «Polenta e Brasato» (geschmortes Rindfleisch mit Polenta) oder die Wurstspezialität «Luganighetta». Ein guter Tipp: Ein echtes Grotto erkennt man daran, dass viele Einheimische darin sitzen und sich lebhaft auf Italienisch unterhalten.


Natur pur: Ein Ausflug auf den Monte Generoso
Für Naturliebhaber bietet der 1.700 Meter hohe Monte Generoso ein Paradies an Wanderwegen und spektakulären Aussichten. Der Gipfel markiert die Grenze zwischen Italien und der Schweiz und bietet bei klarem Wetter einen atemberaubenden Blick bis zum Piz Bernina oder sogar zu den Seealpen in Frankreich. Wer nicht zu Fuß hinaufsteigen möchte, kann die einzige Zahnradbahn der Südalpen nehmen, die von Capolago bei Mendrisio aus bis zum Gipfel fährt. Dort erwartet Besucher das ikonische Restaurant «Fiore di Pietra» (dt.: «Steinblume») des renommierten Architekten Mario Botta. Das edle Lokal bietet nicht nur eine exquisite Küche, sondern auch ein einzigartiges architektonisches Ambiente.


Shopping und Bildung: Was Mendrisio sonst noch zu bieten hat
Schnäppchenjäger kommen in den FoxTown Factory Stores auf ihre Kosten. Als eines der größten Outlet-Center Südeuropas bietet es über 160 Geschäfte mit 250 Marken, die stark reduzierte Designermode und Haushaltswaren anbieten. Wer eine Shopping-Pause braucht und entspannen möchte, findet in den zahlreichen Restaurants und Bars des Centers eine willkommene Erfrischung.
Für all jene, die sich länger in Mendrisio aufhalten möchten, gibt es sogar die Möglichkeit, dort zu studieren. Die «Università della Svizzera italiana» hat einen Campus in Mendrisio, wo sich die renommierte «Accademia di Architettura» befindet, eine der angesehensten Architekturschulen Europas. Besonders die Kunst der Tessiner Schule steht hier im Fokus.
Anreise nach Mendrisio
Dank seiner hervorragenden Lage ist Mendrisio bequem erreichbar. Mit dem Auto gelangt man direkt über die Autobahn A2 Richtung Chiasso in die Stadt. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reist, profitiert von einem Bahnhof mit Direktverbindungen sowohl innerhalb der Schweiz als auch nach Italien. Vor Ort gibt es ein gut ausgebautes Busnetz, das eine unkomplizierte Mobilität ermöglicht. Wer aus der Ferne anreist, erreicht Mendrisio am besten über den nahegelegenen Flughafen in Mailand.