Murten – Eine kleine Stadt mit großer Geschichte

Schlacht bei Murten: ein Wendepunkt der Geschichte
Die Murtenschlacht war eine der entscheidenden Weichen für die Unabhängigkeit der Eidgenossen und die Geschichte Europas. Doch was passierte?
Karl der Kühne hatte ein klares Ziel: Er wollte sein Reich Burgund, welches im Moment als schmales Band zwischen Frankreich und dem deutschen Reich lag, zu einem zusammenhängenden Gebiet von der Nordsee bis zu den Alpen erweitern. Der 43-jährige Karl, war der letzte Valoi-Herzog von Burgund und gilt rückblickend als einer der letzten Repräsentanten des Feudalismus, in welchem der Monarch, der Adel und der Klerus die führende Schicht der Gesellschaft bildeten. Trotz seiner großen Fähigkeiten, kultiviertem Umgang und Intelligenz, sollte er am Ende, wie so viele Herrscher, seinem übergroßen Ehrgeiz zum Opfer fallen.
Mitte Juni 1476 marschierte Karl der Kühne, mit einem über 20.000 Mann starken Heer von Lausanne aus zur Stadt Murten. Den ca. 2.000 Verteidigern, unter Führung von Adrian von Bubenberg, blieb nur noch übrig, sich hinter der 200 Jahre alten Stadtmauer zu verschanzen. Karl der Kühne belagerte daraufhin die Stadt.
Am 22. Juni traf die Verstärkung der Eidgenossen ein. Ca. 23.000 Männer, welche die Burgunder in einer gewaltigen Schlacht in die Flucht schlugen. Im Winter darauf besiegte ein Heer aus Lothringern, Österreichern und Eidgenossen die Burgunder erneut, wobei Karl ums Leben kam und sein Reich zerfiel.
Heute erinnert das 18 Meter hohe „Schlachtdenkmal Murten 1476“ an die Opfer der Schlacht. Bei Ihrer Erkundung der Stadt, können Sie das Denkmal mit dem Wissen bestaunen, welch bedeutende Rolle die Schlacht bei Murten, für die heutige Ordnung des Landes hatte.
Nidelkuchen: der einzige seiner Art
Abseits einer blutigen Vergangenheit und köstlichem Wein hat Murten eine andere, ganz spezielle Köstlichkeit zu bieten: den Nidelkuchen. Nidelkuchen ist ein süßer Rahmkuchen, den Sie in dieser Form nur in Murten, genauer in der Bäckerei Aebersold finden. Mitten in der wunderschönen Altstadt wurde das Rezept des Kuchens von Generation zu Generation perfektioniert. In einem speziell entwickelten Verfahren werden fünf Lagen Rahm vorsichtig auf einen leichten Hefeteig geschichtet, während des Backens zunächst drei Schichten mit angesäuertem Rahm und Zucker. Nach dem Backen wird der Kuchen dann mit zwei Schichten feinstem Greyerzer Doppelrahm vollendet. Die durch den Zucker entstandene Karamellschicht wird weich. Lassen Sie sich diese einzigartige Spezialität bloß nicht entgehen!

Das mittelalterliche Stedtli
Das romantische Städtchen verdankt seinen Status als Geheimtipp im Kanton Fribourg nicht zuletzt seiner intakten historischen Altstadt. Das Herz der Stadt ist von historischen Gebäuden, Geschäften, Restaurants und Cafés gesäumt. Die begehbare Stadtmauer, die vor einigen Jahrhunderten während der Belagerung noch unter schwerem Beschuss stand, ist heute eines der Highlights des Ortes. Von hier aus blicken Sie über die wunderschöne Altstadt, den See und die Weinbauregion Vully in der Ferne. Ein Moment des Friedens, den Sie besonders bei Sonnenuntergang nie vergessen werden. Neben einer äußert sehenswerten deutschen und einer französischen Kirche ist das Museum Murten das kulturelle Zentrum der Stadt. Hier ist die Schlacht von Murten in akribischer Arbeit dokumentiert worden.
Im Jahr 2021 wurde von der Welttourismusorganisation (UNWTO), die Teil der Organisation der Vereinten Nationen ist, eine Initiative ins Leben gerufen: „Best Tourism Villages by UNWTO“. Ende 2022 sollten 32 Dörfer und ländliche Regionen auf der Welt diese Auszeichnung erhalten. Murten war eines davon. Es ist also offiziell: Murten gehört zu den 32 attraktivsten Tourismusorten der Welt!

Der See und seine Umgebung
Der Murtensee ist der kleinste der drei großen Jurarandseen. Er erstreckt sich vom Kanton Fribourg bis ins Waadtland. Die Aktivitäten rund um und auf dem See sind nahezu unerschöpflich. Von Strandbädern, Badeplätzen, Segelausflügen, Kanu- und Kayakfahren, Stand-up Paddeln, Surfen, Wakeboarden, ja man kann sogar mit den lokalen Fischern in See stechen. Etwas bequemer hat man es wahrscheinlich auf einer der Seerundfahrten, auf der Sie die malerische Schönheit des Sees und seiner Umgebung genießen können.

Weinbauregion Vully – die Freiburger Riviera
Die kleine Region Vully liegt gegenüber von Murten auf der anderen Seeseite. Selbst wenn Sie kein Wein-Experte sind, werden Sie feststellen, dass ein Spaziergang durch die Weinberge geradezu etwas Spirituelles hat. Die Ruhe und Stille dieses mit 152 Hektar Rebland verhältnismäßig kleinen Weingebietes, bildet einen wunderbaren Kontrast zur Stadt. Dominiert wird der Mont Vully von der Blauburgunder-Traube, welche auch als Pinot Noir bekannt ist. Es führen zahlreiche Wanderwege durch und rund um die Region. Einer davon ist der Themenpfad „Pinot Noir-Weg“. Er führt über die Kirche von Cotterd, über den Weinberg, bis zur Ortschaft Vallamand.
"Wir schreiben das Jahr 50 v. Chr...."
Vor langer Zeit lebte in der Schweiz das keltische Volk der Helvetier. Sie waren geschickte Bauern und lebten ein glückliches Leben auf dem Land. Angeführt wurden sie von einem Fürsten namens Orgetorix, einem ruhmsüchtigen Mann. Er wollte mehr als nur ein Fürst von Bauern zu sein, er wollte Gallien, er wollte Rom. Er begann damit, die Bauern seines Volkes aufzuhetzen und versprach ihnen ein besseres Leben. Über die Zeit wuchs der Unmut des Volkes und sie beschlossen, mit all ihrem Hab und Gut nach Gallien zu ziehen. Das blieb dem Rest des Landes nicht unbemerkt und Orgetorix landete vor Gericht. Begleitet von zehntausend seiner Männer, wurde ihm der Prozess gemacht. Das Volk kochte vor Wut und ein Bürgerkrieg braute sich zusammen. Doch bevor die Lage eskalierte, stürzte sich Orgetorix in sein eigenes Schwert und starb. Sein Tod sollte die Helvetier aber nicht von ihrem neuen Ziel, nach West-Gallien auszuwandern, abhalten. Sie ergriffen alles, was sie tragen konnten und brannten den Rest nieder. So auch das Oppidum auf dem Mont Vully am Murtensee, dessen Ausgrabungsstätte und Teilrekonstruktion heute besichtigt werden kann. Angeführt wurden die hunderttausenden Helvetier nun von Diviko, einem schneeweißen Helden, der die Römer einst zurückgeschlagen hatte. Die Römer aber waren vorbereitet. Unter Führung des legendären Feldherren Julius Cäsar schlugen sie die Helvetier in einem schrecklichen Blutbad. Über hunderttausend Helvetier fielen in der Schlacht. Die Überlebenden wurden zurück in ihre abgebrannten Städte und Dörfer geschickt. Bald sollten die Römer auch die Walliser und Rhätier unterwerfen. Große Städte entstanden. Eine der größten war Aventicum oder auch Avenches. 200 Jahre lang beherrschten die Römer das Land, bis die Alemannen und Sueben sie besiegten. Die Helvetier wurden zu ihren Sklaven.

Avenches
Nachdem Sie das Museum in Murten verlassen haben, können Sie schnell den Wegweiser in Richtung „Avenches“ entdecken. Folgen Sie einfach den Wegweisern über den Waldweg am Seeufer bis Greng. Weiter am Hafen von Faoug bis zum Camping Plage Avenches. Von hier aus müssen Sie nur noch dem Flusslauf folgen und schon sind Sie in einer alten Hauptstadt des römischen Helvetiens.
Sollten Sie auf Ihrer Reise genug Zeit für einen kleinen Ausblick in die Umgebung von Murten haben, dann können wir Ihnen diese alte Römerstadt besonders ans Herz legen. Sie liegt im Süden des Sees, ungefähr 8 Kilometer entfernt von Murten. Der Boden, auf dem Sie schreiten werden, war vor sehr langer Zeit ein Teil des römischen Weltreiches, aber lassen Sie die Stadt auf Ihrem Rundgang ihre Geschichte selbst erzählen. Die Geschichte der alten Türme, Bauwerke, Treppen und Geheimnisse. Der krönende Abschluss dieses Ausfluges ist das Amphitheater der Stadt, das wichtigste und am beste erhaltende Bauwerk dieser Art in der Schweiz. In einem solchen Bauwerk zu stehen und zu fantasieren, was hier in vergangener Zeit wohl passierte, ist ein unvergessliches Erlebnis.

