Schwyzerdütsch – Lektion 1
Die erste Amtssprache der Schweiz ist Deutsch. Trotzdem haben es viele deutsche Auswanderer dort streng. Oft gehört man den Vorwurf der Schweizer, dass Deutsche meist keinen Wank tun, Schwyzerdütsch zu lernen. Dabei könnte man es viel leichter haben, wenn man sich ein bisschen Mühe gäbe. Item wollen wir Ihnen helfen, Ihren Aufenthalt in der Schweiz so gäbig wie möglich zu machen, wenn Sie dorthin in die Ferien fahren, oder zum Bügeln zügeln. In Tat und Wahrheit ist es nicht so hart, wie man meint.
Hier hat es vier beispielhafte Situationen in Bern, wo einem eine Sprachbarriere wenig nützlich ist. Für den Anfang genügt es, dass wir uns auf die Regeln der Grammatik beschränken und die Aussprache der Dialektwörter zunächst außer Acht lassen.
Situation 1: Im Detailhandel
Beim Lädelen in der Stadt überkommt man schnell Hunger. Daheim im Frigo hat es gerade noch Anke und Hamme für ein mickriges Eingeklemmtes. Also muss man posten gehen. Gut, es hat am Bahnhofsplatz einen Supermarkt. Cervelat zum grillieren sind imfall präzis das Richtige bei dem schönen Wetter. Dazu einen knackigen Nüsslisalat. Aber bitte fragen Sie die Verkäuferin nicht, wie viele Baumnüsse Sie dafür brauchen, wenn sie nicht mit abgesägten Hosen dastehen wollen. Wenn sie noch ein paar Stutz fürig haben, posten Sie noch einen Harass Bier. Immerhin wird das Depot retourniert.
Situation 2: Die Bodenhochzeit
Letzte Woche hatte es ein Leidzirkular im Briefkasten. Seit Anfang Jahr ist der Schwartefigger Ihrer Nachbarin bereits im Spital gewesen und seither hat es ihm böset. Jetzt ist er abgesärbelt. Ihre Nachbarin scheint derwegen wenig traurig: „Wollen wir zusammen gehen lugen, wie sie den alten Rappenspalter verlochen?“, fragt sie mehr oder minder emotionslos. Entsprechend wenig anmächelig tönt die Einladig. Es ist ein kalter Wintertag, Sie blieben am liebsten daheim und Sie antworten: „Mir hat kalt.“ Ihre Schneckentänze sind aber für die Füchse und die Nachbarin sagt nur trocken: „Leg dich warm an! Um Viertel ab der Neune gehen wir – mit oder ohne Hühnerhaut.“
Das Mehr der Aktivbürger des Quartiers kommt zur Abdankung. Ihre Nachbarin versteht nicht, warum dass so viele Menschen wegen dem Hinschied von ihrem Schwartefigger grännen. Gottlob findet der Urnengang nur im Familienschlauch statt, und Sie können wieder Heim in die warme Stube.
Situation 3: Puff im Stegenhaus
Seit ein paar Monaten bügeln Sie auf Bern und logieren dort in einer schönen Wohnig. Ihre Nachbarn sind nett, Ihre neuen Kollegen auch, nur ihr Abwart nicht. Mit ihm haben Sie jedenfalls Ihr Heu nicht auf derselben Bühne. Jedes mal, wenn Sie ihn im Stegenhaus treffen, hat er etwas zu goschen. „Ihre Wohnigstür hat imfall eine Falle!“ und „Schießen Sie etwa Ihre Nastücher immer vor der Haustüre fort?“ haben Sie noch geduldig hingenommen. Auch als der Abwart sie auf das Schild mit der Aufschrift „Velo und Töff im Stegenhaus parkieren verboten - Fehlbare werden gebüsst!“aufmerksam machte, haben Sie noch freundlich darauf hingewiesen, dass das Töff im Stegenhaus gar nicht Ihres sei. Doch als er Ihnen vorbeikommt und futtert: „Wenn ich Sie noch ein mal verwütsche, wie Sie am offenen Fenster füdliblutt ihre Bierflaschen aushöhlen, werde ich Ihrem Vermieter ein Telefon machen und ihn bescheiden und dann bekommen Sie die Kündig über!“, da geht Ihnen der Knopf auf. Jetzt gibt es Puff. „Jetzt machen Sie kein Büro auf!“, goschen Sie zurück. Der Abwart beginnt zu kochen. „Was fallt Ihnen eigentlich ein, Sie Halbschuh!“, tobt er. Ein Wort gibt das andere: „Blas du mir in die Schuhe!“ - „Du kannst mir am Bauch hängen!“ Sie gehen deeskalierend zurück in ihre Wohnig und tätschen die Türe etwas lauter als beabsichtigt in die Falle.
Situation 4: In den Ausgang gehen
Als der Nöie in Bern wollen Sie Ihre Kollegen auf eine Runde einladen und gehen mit ihnen in den Ausgang. Gut, es gibt die schöne Berner Altstadt. Die Bars und Beizen dort stellen auf und garantieren eine schampar gute Zeit. Als es am Freitagabend einnachtet, fahren Sie zusammen mit dem Tram auf Bern.
In der ersten Bar bestellen Sie bei der Serviertochter eine runde Herrgöttli für sich und Ihre Kollegen. Einer ihrer Kollgen fragt scherzhaft: „Langt es nicht für eine Runde Stangen?“ Sie fallen aber nicht darauf herein und antworten diplomatisch: „Wir wollen ja noch etwas vom Abend haben und nicht schon um zwölf durch die Gassen plampen.“ Ihr Kollege ist schlagfertig: „Wenn man plampt, hat man mehr von der Gasse!“ - „Dann bestellen wir gescheiter gleich eine Runde Humpen, oder?“, stimmen Sie einsichtig und nicht weniger schlagfertig zu. Ihr Kollege freut sich, dass Sie seinen Humor verstanden haben und hinaus kommen und lehnt die Humpen dankend und lachend ab: „Also gut, jetzt ein Herrgöttli zum Gesundstoßen, aber später wird gestürzt!“ Sie schwingen auf Anhieb obenaus.
In der dritten Bar, noch ein paar Bier später, will sich der lustige Kollege mit einem Ballon Weißen revanchieren. Sie lehnen dankend ab, denn sie wollen sich ja nicht gleich am ersten gemeinsamen Ausgang zum Kalb machen. Ihre Kollegen hingegen plodern munter weiter. Auf das Mal gibt es ein Gestürm im Ecke. Einer Ihrer Kollegen hat einen Halbstarken im Schwitzer. Bevor, dass Sie können erkennen, wegen was sie streiten, kommt auch schon der Schmier in die Bar. „Jetzt ist genug Heu unten! Raus! Hopp den Besen!“, ruft er in das Lokal und rührt die Kampfgockel hinaus. Der Schnellere ist der Geschwindere. Sie und Ihre Kollegen secklen davon. Ein weiterer hat wohl auch nicht gewusst, wie weit, dass er kann gehen und muss zwei Gassen weiter die Krähen rufen. Sie verabschieden sich, und fahren wieder mit dem Tram nach Hause, wo Sie noch amüsiert pfupfend ins Nest fallen und schließlich glücklich und zufrieden einpfusen.
Schön, haben Sie bis am Ende gelesen und es nimmt Sie wunder, Schwyzerdütsch zu lernen. Man geseht, in schwyzerdütschen Dialekten hat es eine Grammatik und Pragmatik, die vom Hochdeutschen deutlich abweicht. Hoffentlich sind Sie gut nachgekommen. Dann sind Sie jetzt besser vorbereitet, den Gesprächen am Nachbartisch bei Ihrem nächsten Aufenthalt in der Schweiz zu lauschen. Die richtige Aussprache können Sie übrigens gut am Schweizer Radio losen. Genieren Sie sich nicht, mit Schweizern den Versuch zu unternehmen, Schwyzerdütsch zu reden. Man wird es Ihnen anerkennen und sich freuen, selbst wenn Sie noch nicht genug wenig Fehler machen.