Schwyzerdütsch – Lektion 2
Die Laute "ch" und "sch"
Bevor wir uns der Aussprache widmen, machen wir ein paar Stimmübungen. Für Deutsche sind die Laute im Schwyzerdütschen doch recht ungewohnt und es gilt, Körper und Geist ganzheitlich darauf einzustellen, wie auch ein Sänger vor einem Konzert seine Stimmübungen macht und beispielsweise einen Kamillentee trinkt. Da unsere Aussprache aber nicht schön, sondern authentisch klingen soll, können wir uns den Tee sparen. Wir orientieren uns also besser an unserem Vorbild, dem Schweizer. Wie wir wissen, isst der Schweizer meistens Rösti. Folglich muss die perfekte Aussprache mit dem Genuss von Rösti zusammenhängen. Mit Rösti lässt es sich zwar weniger gut gurgeln, als mit Kamillentee, aber es scheint auf die Aussprache des harten "ch"-Lautes (wie in "Dach": z.B. "choche") den richtigen Einfluss zu haben. Außerdem legt sich das Fett der Butter schützend über das Gaumenzäpfchen, was das Halsschmerzrisiko deutlich senkt.
Vorab sei festgehalten, dass es nicht "das Rösti" sondern "die Rösti" ist. Um das "s" im Wort korrekterweise als "sch" auszusprechen, muss man vorher nicht zwingend "eine Röschti" gegessen haben. Das gerollte "R" am Wortanfang hingegen, erfordert bei vielen etwas Übung. Es sei denn, man ist damit bereits aus dem eigenen Dialekt, wie zum Beispiel dem Bayrischen, vertraut. Außerdem sei festgehalten, dass aus dem "k" und dem "ck" meistens ebenfalls ein harter "ch"-Laut gemacht wird. Wenn Sie also das "k" und das "ck" in einem Wort entdecken, sprechen Sie ein hartes "ch". Aus dem weichen "ch", wie in "weich", wird ebenfalls ein hartes "ch" wie in "Dach". Als Hilfestellung, damit Sie keinen lautveränderten Buchstaben übersehen, sind alle betreffenden "ch" und "k" und "ck" und "sch", sowie als "sch" gesprochenen "s" im Folgenden Übungstext markiert.
Lesen Sie den Übungstext laut und langsam vor und sprechen Sie diese markierten Buchstaben bewusst, laut und deutlich als hartes "ch" oder als "sch" aus. Die schnelle Folge aus "ch" und "sch" dürfte Ihnen übrigens auch aus dem deutschen Wort "Buchstaben" bekannt sein. Verstehen Sie auch alle neuen Vokabeln?
Teil 1: Vorbereitig
In Lektion 1 haben wir bereits eine Situation im Supermarkt erlebt. Das Gelernte können Sie vielleicht gleich üben, falls Sie nicht alle Zutaten für die Rösti parat haben. Das folgende Rezept ist besonders für Anfänger gut geeignet und verspricht eine hohe Erfolgsquote.
Für eine gute Rösti bruucht es:
- 500g Härdöpfle
- es Gymeli Salz
- es Gymeli Pfäffer
- es Birebitzeli Mutschgetnuss
- öppe 50g Anke
Wenn Sie alle Zutaten parat haben und nicht mehr posten gehen müssen, können Sie nun mit Teil 2 weiterfahren.
Teil 2: Choche
Choche Sie die Härdöpfle, je nach Größe, öppe 10-15 Minuten. Denn unter chautes Wasser abschrecke und die Gschwellti bis am nächschte Tag im Frigo deponieren. Ungeduldige Chöch warten nid bis am nächschte Tag. Houptsach die Gschwellti sind chaut und man cha sie gut schinte. Wenn Sie die Gschwellti gschintet haben, chönne sie die Gschwellti raffle. Aber ufpasse, dass Sie nur die Gschwellti und nid die Finger mitraffle! Als nächschtes die Gschwellti salze und pfäffere, mit einem Birebitzeli Mutschgetnuss würze und gut mische.
Das wichtigschte für eine gute Rösti isch der Anke. Damit fetten Sie eine gute Pfanne ein, damit die Rösti nid zu schnäll aahockt. Denn chönne Sie die grafflete und gwürzte Masse in die Pfanne geben und vorsichtig aadrücke und formen, bis die Rösti öppe 2-3cm dick und flach isch und keine Schnäfeli mehr lose in der Pfanne liegen. Den Häärd auf mittlere Flamme einstellen, Pfanne über tun und noch ein Teelöffeli Anke am Pfannenrand neben die Rösti legen. Wenn das Möckli Anke geschmolzen isch und aafaht z'choche, die Flamme auf chlyni Hitze einstellen, damit der Anke nur liecht blubbert und nid verbrönnt. Jetzt nid mehr an der Pfanne rüttle oder fummle. Geduld!
Öppe 10min später sollte die eine Seite der Rösti perfekt bruun und chrouschpelig und der Anke verbraten sein. Denn isch der richtige Momänt, die Rösti zu wenden. Dazu bruucht es einen flachen Täller oder ein Brettli, wo genug gross isch, um die Pfanne vollständig abzudecken. Man legt es auf die Pfanne und wendet beide zusammen sanft, aber mit liechtem Schwung, damit die Rösti nid bricht. Die Pfanne, die nun kopfüber auf dem Brettli oder Täller liegt, heben Sie nun ab. Darunter werden Sie die Rösti finden. Die nun lääre Pfanne stellen Sie wieder richtig herum auf den Häärd und die Rösti lassen Sie sanft vom Tällerli oder Brettli mit der chrouschplige Seite z'oberscht zrügg in die Pfanne gleiten. Vorsichtig die Form kontrolliere und gegebenfalls korrigiere, ein Möckli Anke wieder dazu und weitere 10min warten.
Jetzt isch die Rösti parat und kann wieder aus der Pfanne gestürzt werden. Oder...
Teil 3: ...Chäs!
Chäs macht alles bässer. Deshalb chönnet Sie gerne ihre Rösti noch mit Hamme, ein paar Schybli Tomaten und mit Raclette- oder Bergchäs belegen und im Ofen gratinieren, bis der Chäs fertig isch. So lange chönnt man o in der noch heissen Pfanne ein Stierenoug braten, um die fertig gratinierte Rösti damit zu krönen. (Keine Panik: wir braten keine echte Stieraugen, sondern nur ein Spiegelei!)
Teil 4: Choche ohni Chochchünscht
Ihre Kochkünste langen nid oder Sie haben nid genug wenig Ungeduld, damit Ihre Rösti gelingt? So geits o:
- Anstatt selber Härdöpfle für die Rösti zu rüsten, nehmen Sie einfach eine Fertigmischig.
- Sie haben weder Härdöpfle noch Fertigmischige? Beträufeln Sie eine dicke Schybe Brot mit Weisswein und springen Sie direkt zu Teil 3.
Man sieht schon: Auf diese Art bleibt der Lernerfolg eher gering.
Schön, Sie haben bis am Ende ausgehalten. Sollte Ihr Hals bereits jetzt schon schmerzen, pflegen Sie ihn zunächst mit einem warmen Kamillentee. Bis zur nächsten Lektion können Sie dann die Laute "ch" und "sch" noch intensiv üben, indem Sie morgens und abends vor dem Spiegel den folgenden Zungenbrecher drei mal hintereinander aufsagen:
"E chätschgichätschede, choge, chäche Cheib chlöpft chnüre Chäschtene a ds Chiuchefänschter."
("Ein kaugummikauender, verdammter, stemmiger Kerl knallt steinharte Kastanien an das Kirchenfenster.")