Zuger Kirschen – Eine fruchtige Tradition mit süßer Geschichte

Veröffentlicht von Giulia

Zuger Kirschen - © Zug Tourismus

Die Zuger Kirschtorte ist weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt und gehört für viele Schweizer zum festen Bestandteil eines gemütlichen Nachmittagskaffees. Die Zuger sind verrückt nach ihren Kirschen und das hat einen guten Grund. Hinter dieser süßen Versuchung steckt eine jahrhundertealte Tradition, die den Kanton Zug prägt. Wie der Apfel im Thurgau, so ist auch die Kirsche in Zug allgegenwärtig. Viele Rezepte und Spezialitäten der Region beinhalten die beliebten Früchte, um die reichhaltigen Ernten ausgiebig zu verwerten. Auch Überfluss macht offenbar erfinderisch.

Entdecken Sie feine Schweizer Produkte in unserem Shop
Zum Shop →


Die Geschichte der Zuger «Chriesi»

Die ältesten Kirschsteine des Kantons Zug wurden in Cham entdeckt und auf die Jahre 170 bis 270 datiert. Edelkirschen waren also bereits in der Römerzeit nördlich der Alpen verbreitet. Erste schriftliche Aufzeichnungen über den Kirschanbau stammen zwar aus dem 14. Jahrhundert, offizielle Protokolle zur Kultivierung allerdings erst aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Städtische und ländliche Obrigkeiten dokumentierten den Anbau damals sorgfältig. Kirschbäume und deren Früchte galten als Allgemeingut, auch wenn sie privat gepflanzt wurden. Neben den süßen Früchten war auch das Holz der Kirschbäume begehrt und wurde als Brenn- und Baumaterial genutzt.

«Chriesimärt»
Bereits 1627 wurde der Zuger Kirschmarkt, der «Chriesimärt», erstmals erwähnt und sollte der Frucht alle Ehre machen. Damals als «Kriesymerckht» bekannt, ist er heute der älteste Kirschmarkt der Schweiz. Kirschbauern aus der Region bieten dort ihre besten Sorten an. Jedes Jahr findet er seither auf dem Gemeindeplatz in Zug statt.

Zuger Chriesimärt - © Zug Tourismus

«Chriesigloggä»
Seit 1711 gibt es in Zug die «Chriesigloggä», welche den Start der Kirschernte einläutet. Heutzutage ist die St. Michaels Kirche für das festliche Geläut verantwortlich. Vor dem Läuten der Glocke war das Pflücken der Kirschen strengstens verboten und die Kirschbäume waren ebenso streng bewacht. Wer sich dennoch unerlaubt an den süßen Früchten bediente, riskierte sogar eine Gefängnisstrafe.

«Chriesisturm»
Der sogenannte «Chriesisturm», der nach dem Glockenschlag folgte, war ein legendäres Spektakel: Die Bürger stürmten mit Leitern zu den Bäumen, um die sich ihre Körbe mit den süßen Kirschen zu füllen. Meist begann dieses Ereignis um 12 Uhr mittags im Frühsommer. Bereits Tage zuvor bereiteten sich die Menschen darauf vor, wie ein Sportler vor einem großen Wettkampf. Seit 2009 wird der «Chriesisturm» schließlich als sportliches Ereignis durch die Zuger Altstadt ausgetragen. Männer in Zweierteams tragen dabei acht Meter lange Leitern und sprinten damit durch die Straßen. Seit 2010 gibt es sogar einen «Kindersturm» mit kleineren Leitern und 2018 wurde das «Huttenrennen» eingeführt, bei dem Frauen mit Rückentragkörben antreten.

Chriesisturm - © Zug Tourismus

Kirschen aus Zug – Ein Exportschlager

Seit 1870 ermöglichte die Industrialisierung deutlich größere Anbauflächen und die Zuger Kirschen und deren Produkte wurden schnell über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt. Heute existieren schweizweit rund 350 Kirschsorten, die für vielfältige Verwendungszwecke genutzt werden. Von den etwa 400 Bauernbetrieben im Kanton Zug sind rund 300 Betriebe im Kirschanbau tätig. 2008 wurde die «IG Zuger Chriesi» gegründet, eine Organisation zur Förderung der Zuger Kirschbäume. Seit 2011 gehört der Kirschanbau zum immateriellen Kulturerbe der Schweiz und wurde von der UNESCO als lebendige Tradition anerkannt.

Kirschblüte - © Destillerie Etter
Ernte - © Destillerie Etter


Was man aus Kirschen machen kann: Das Zuger Kirschwasser

Die erste urkundliche Erwähnung des Kirschbrennens stammt aus dem Jahr 1626, kurioserweise in Form eines Verbots für die Herstellung von «Kriesywasser». Doch das hielt die Menschen nicht davon ab, den edlen Obstbrand heimlich weiter zu destillieren, bis es wieder erlaubt wurde. Im 18. Jahrhundert wurde das Kirschwasser bereits exportiert und 1870 gründete sich die Kirschwasser-Gesellschaft in Zug, um die Qualität des Produkts zu verbessern und zu überwachen. Besonders während der Industrialisierung und dem Aufkommen von anderen billigen Obstbränden musste das Zuger Kirschwasser seine Qualität sicherstellen, um sich am Markt zu behaupten. Durch zahlreiche Auszeichnungen erlangte das alkoholische Getränk weltweite Bekanntheit. Seit 1900 gibt es Depots in vielen Ländern und heute wird es in über 20 Ländern verkauft. Jährlich werden in Zug mehr als 50.000 Liter Kirschwasser destilliert, das auch im Käsefondue nicht Fehlen darf. Die Destillerie Etter bietet übrigens regelmäßig Führungen an, die tiefe Einblicke in die Entstehung des Kirschwassers und auch in das ein oder andere Glas gewährt.

Kirschwasser - © Destillerie Etter

Vom Zuger Kirsch «begeistert»: Die Zuger Kirschtorte

In guten Konditoreien im Kanton Zug wird man wahrscheinlich diese eine Torte in der Theke finden: Die Zuger Kirschtorte. In Zug ist diese Spezialität nicht nur beliebt, sondern auch gesetzlich geschützt. Eine echte Zuger Kirschtorte darf nur im Kanton Zug hergestellt werden. Die Geschichte dieser berühmten Torte beginnt im Jahr 1915, als der Konditor Heinrich Höhn aus dem Appenzell in Zug ein Gebäck kreierte, das mit dem beliebten Kirschwasser getränkt sein sollte. Inspiriert von den blühenden Kirschbäumen der Region entwickelte er die Zuger Kirschtorte, die seit Weihnachten 1915 mit großem Erfolg verkauft wird. Sie besteht aus zwei Baiser-Böden, Biskuit, Kirschsirup und Kirschtortencreme mit Kirschwasser. Die charakteristische Oberfläche mit Rautenmuster aus Puderzucker gehört zum Originalrezept. Die Torte gewann zahlreiche internationale Auszeichnungen, unter anderem in London und Luxemburg und gehört zu den bekanntesten Spezialitäten der Schweiz. Konditoreien verschicken sie in die ganze Welt. Seit 2008 ist sie offiziell «Kulinarisches Erbe der Schweiz».

Zuger Kirschtorte im Caféhaus Treichler - © Zug Tourismus
Zuger Kirschtorte im Caféhaus Treichler - © Zug Tourismus


Was man sonst noch aus Kirschen machen kann…

Die Kreativität der Zuger kennt keine Grenzen, wenn es um Kirschen geht. Neben Kirschtorten, Kirschwähen, Kirschkonfitüren, Kirschwasser, Kirschsirup und Kirschkrapfen wurde 2009 beispielsweise die «Zuger Chriesiwurst» entwickelt. Eine Wurst aus Rind- und Schweinefleisch mit getrockneten schwarzen Zuger Kirschen. 2012 folgte das «Zuger Chriesibier», das zum Jahrestag einer Zuger Brauerei herausgebracht wurde und Kirschsaftkonzentrat enthält. Auch große Firmen haben das Potenzial der besonders schmackhaften Zuger Kirschen erkannt und produzieren beispielsweise Joghurt mit Zuger Kirschen. Man darf gespannt sein, was sich die Zuger als nächstes einfallen lassen.

Chriesiwurst der Metzgerei Rogenmoser - © Zug Tourismus


Entdecken Sie feine Schweizer Produkte in unserem Shop

Zum Shop →
Diese Beiträge könnten Ihnen auch gefallen

Weitere Beiträge zum Thema "Kulinarik"

Bundesebene
Wie der Schweizer Käse die Herzen der Welt eroberte

Der 20. Januar ist der Tag der Käseliebhaber in den USA. Warum? Das weiß niemand mehr. Jedenfalls lieben die Amerikaner Käse, so viel ist klar. Besond

Weiterlesen

Wallis
Raclette - Wie das Wallis in den Käse kommt

"...denn sie wissen nicht, was sie tun!" Das Prinzip der "stillen Post" ist einfach. Irgendwo im Wallis isst irgendjemand Raclette und berichtet sein

Weiterlesen

Bern
Die Berner Platte (mit Rezept) - Ein kulinarischer Schlachtenepos

In den Speisekarten Berner Restaurants findet man viele Speisen, die als "echte Berner Küche" angepriesen werden. Die meisten davon, wie die "Berner R

Weiterlesen

Weitere Beiträge →

Sie haben Kritik, Lob, Anregungen oder Fragen über die Schweiz? Wir freuen uns über Ihren Leserbrief: redaktion@swiss-finest.de


Unsere Specials
Feines, leckeres und kreatives

Nach oben