Napoleon Bonaparte und Napoleon III. – die "Gründerväter" des Kantons Thurgau

Veröffentlicht von Yanik

Napoleon am Grossen St. Bernhard - Gemälde von Jacques Louis David, 1800

 
Wie Napoleon Bonaparte neue Ordnung in die Eidgenossenschaft brachte

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Napoleon Bonaparte ist einer der berühmtesten Feldherren und Herrscher der Geschichte. Der legendäre Kaiser wurde 1769 in Ajaccio auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika geboren. Die Unruhen der Französischen Revolution 1789 ausnutzend, stieg er in der französischen Armee auf und zeigte sein militärisches Geschick bei den Feldzügen in Italien und Ägypten. Als es 1799 zum Staatsstreich in Frankreich kam, gelang es Bonaparte, zum ersten Konsul und damit zum Alleinherrscher aufzusteigen. 1804 krönte er sich selbst zum Kaiser der Franzosen. Als Kaiser Napoleon I. führte er Feldzüge in ganz Europa und vergrößerte sein Reich erheblich. Er förderte die Bildung, Wissenschaft und Kunst und hatte einen starken Einfluss auf die europäische Politik und Kultur seiner Zeit. Die Schweiz war zu dieser Zeit in keiner guten Verfassung. Die Kantone waren zerstritten und kurz davor, im Chaos zu versinken. Napoleon wollte diese Instabilität der Alten Eidgenossenschaft nicht hinnehmen und ergriff die Initiative.

Fahne der Helvetischen Republik

1798 überfiel die französische Armee die zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen Schweizer und rief nach deren Besetzung die Helvetische Republik aus. Bis dahin herrschten noch die 13 alten Kantone, denen weite Teile des Landes unterstellt waren. Die Landkarte wurde neu geordnet und Kantone wie der "Canton Säntis" entstanden. Währenddessen verloren andere Kantone einen großen Teil ihrer Macht und ihrer Kantonsgebiete. Die Landesgemeinden wurden abgeschafft und dafür eine zentrale Regierung eingesetzt. Nur fünf Jahre später löste Napoleon wegen zu großer Unruhen durch die entmachteten Kantone die Helvetische Republik wieder auf. Das Land ordnete sich danach unter Mediation von Napoleon ein weiteres Mal neu. Die alten Kantone erhielten ein Teil ihrer Macht zurück, während neue Kantone ihnen gleichberechtigt an die Seite traten. Einer der neu entstandenen Kantone war der Thurgau, dessen Grenzen von Napoleon persönlich festgelegt wurden. So verdanken heute gleich mehrere Schweizer Kantone ihre Eigenständigkeit und Souveränität Napoleon Bonaparte.

Karte der Helvetischen Republik 1799 mit dem neuen Kanton Thurgau
Napoleon III. – Ehrenbürger des Thurgau

Als Napoleon Bonaparte 1815 ins Exil auf die Insel Elba verbannt wurde, mussten auch die anderen Mitglieder der kaiserlichen Familie die Flucht ergreifen. Darunter war auch sein Neffe, der junge Louis Napoleon. Der damals 7-Jährige floh zusammen mit seiner Mutter zuerst durch Frankreich und dann durch die Schweiz. Erst in Konstanz am Bodensee wurde ihnen der Aufenthalt gewährt. Sie entschieden sich, von dort aus das Schloss Arenenberg im Kanton Thurgau zu kaufen. Im Schloss Arenenberg begann der Junge, der sich seines großen Namens bewusst war, kaiserliche Ambitionen zu entwickeln, obwohl seine Chance auf die Thronfolge verschwindend gering war. Seine Schulzeit verbrachte Louis Napoleon vor allem in Augsburg, bevor er 1829 an die Artillerieschule von Thun ging. Nach seinem Abschluss diente er in der Schweizer Armee und stieg zum Artillerieoffizier auf. 1832 erhielt er für seine Verdienste die Ehrenbürgerschaft des Kantons Thurgau und wurde damit Schweizer Staatsbürger.

1836 unternahm er in Frankreich seinen ersten Putschversuch, um die Macht zu ergreifen. Nachdem dieser scheiterte, wurde er in die USA verbannt, aus denen er aber schon ein Jahr später ans Sterbebett seiner Mutter zum Schloss Arenenberg zurückkehrte. Frankreich forderte erzürnt die sofortige Auslieferung Louis Napoleons, doch die Eidgenossenschaft verweigerte sie wegen seiner Dienste für das Land und die Armee. Frankreich mobilisierte daraufhin seine Truppen. Napoleon, der die Schweiz nicht in einen Krieg stürzen wollte, floh nach London ins Exil. Von dort aus unternahm er seinen zweiten Putschversuch, der ebenfalls scheiterte. Nach seiner überraschenden Flucht aus dem Kerker, in dem er nach seinem zweiten Putsch festgehalten wurde, versuchte er eine neue Strategie. In der Februarrevolution 1848 kehrte er auf französischen Boden zurück und stellte sich als Kandidat für die Präsidentschaftswahl zur Verfügung. Er gewann die Wahl deutlich und wurde Präsident der Französischen Republik. Das war ihm natürlich nicht genug der Macht und so versuchte er, in Vorbereitung eines Staatsstreiches, während seiner Herrschaft eine Regierung nach seinen Wünschen zu gestalten. Kurz vor dem vorgesehenen Ende seiner Amtszeit führte er dann den geplanten Staatsstreich aus. Nach zahlreichen Kämpfen siegte er. Die neue Verfassung gewährte ihm diktatorische Vollmachten, mit denen er 1852 nach einer Volksabstimmung das Kaisertum wieder einführte und sich daraufhin als Napoleon III. zum neuen Kaiser der Franzosen ausrufen ließ.

Napoleon III. - Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, 1855

Unter Kaiser Napoleon III. erlebte das Land zunächst einen rasanten Aufstieg, der von innen- wie außenpolitischen Erfolgen begleitet wurde. Doch als er seine Wahlversprechen nicht einhielt, sank seine Unterstützung in der Bevölkerung. Verzweifelt zog er 1870 gegen den Norddeutschen Bund in den Krieg, um so den benötigten Respekt zu erlangen. Der Krieg endete für die Franzosen in einem Desaster und mit der Gründung des Deutschen Reiches im Spiegelsaal von Versailles. Napoleon III. wurde bei der Schlacht von Sedan gefangen genommen und als Kaiser abgesetzt. Frankreich rief daraufhin die Dritte Republik aus. 1873 starb Louis Napoleon im Exil in England.

Auch wenn seine Herrschaft aus heutiger Sicht oftmals äußerst kritisch betrachtet wird, so schätzte man ihn doch sehr im Kanton Thurgau, wo er aufwuchs. Louis Napoleon und seine Familie unterstützen die Region nicht nur gesellschaftlich und wirtschaftlich, sondern waren auch äußerst wohltätig. Unter anderem war er für die Gründung des Thurgauer Schützenvereins und die Errichtung zahlreicher Bauwerke verantwortlich.

Napoleonmuseum Schloss Arenenberg - © Thurgau Bodensee / Helmut Scham

Das Napoleonmuseum und der Napoleonturm

Das Schloss Arenenberg ist heute ein Museum. Das sogenannte Napoleonmuseum ist vollgepackt mit wunderschöner Kunst inmitten der nicht weniger wunderschönen Parkanlage, die damals im Auftrag der kaiserlichen Familie geschaffen wurde. Im Inneren können Sie die original ausgestatteten Zimmer und prachtvollen Zeugnisse der Geschichte bewundern. Jährliche Sonderausstellungen runden das Erlebnis spektakulär ab.

Der ehemalige Aussichtsturm „Belvédère“ bei Hohenrain wurde vor rund 200 Jahren im Auftrag von Louis Napoleon erbaut. Nach dem Verfall des Turmes entschied man sich 2011 zum Wiederaufbau unter dem Namen „Napoleonturm“. Auf dem Weg zur Spitze des Aussichtsturmes lassen sich die wichtigsten Ereignisse der regionalen Geschichte entdecken. Bis heute ist Louis Napoleon der einzige Ehrenbürger des Kantons Thurgau, obwohl der Kanton eigentlich seine Existenz dessen Onkel Napoleon Bonaparte zu verdanken hat.


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