Der Sommer in Genf: Wandern, Schwimmen und Staunen
Eine der wohl kleinsten Metropolen der Welt: die internationale Stadt Genf in der Schweiz. Der nahezu vollständig von Frankreich umschlossene Kanton Genf teilt sich gerade einmal fünf Kilometer Grenze mit der Schweiz – genauer gesagt mit dem Kanton Waadt. Nicht nur das imposante Wahrzeichen der Stadt, der Springbrunnen «Jet d’Eau», ist weltbekannt. Auch das Forschungszentrum CERN, die Hauptsitze von UNO und WHO, das Internationale Rote Kreuz sowie ganze 476 Nichtregierungsorganisationen haben ihren Sitz in Genf – am traumhaften Genfersee.
Das Wahrzeichen von Genf
Der «Jet d’Eau» (dt.:«Der Wasserstrahl») ist das Wahrzeichen Genfs und ein Magnet für Besucher aus aller Welt. Ursprünglich war jedoch nicht als Touristenmagnet konzipiert, sondern eine technische Notwendigkeit: Als Genf ab 1886 rasant wuchs, musste Energie in großem Umfang bereitgestellt werden. Das Wasserkraftwerk «Coulouvrenière», gespeist von der Rhône, wurde gebaut. Doch bald zeigte sich ein gravierendes Problem: Über Nacht baute sich ein gefährlicher Überdruck im Leitungsnetz auf. Ein Entlastungsventil sollte das Problem lösen. Im Genfersee konnte man es unbedacht öffnen, ohne die Stadt zu gefährden. Dabei schoss eine gewaltige Wasserfontäne as dem See in den Himmel.
Damals noch 30 Meter hoch und nur abends aktiv, wurde der spektakuläre Wasserstrahl bald zur Attraktion. So errichtete man an einem prominenteren Ort, dem «Jetée des Eaux-Vives», einen zweiten Jet d’Eau, wo er bis heute steht. 1891 Wurde die Fontäne anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Schweizerischen Eidgenossenschaft erstmals beleuchtet. Seit 1951 erreicht der Wasserstrahl seine heutige Höhe von 140 Metern. Mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h schießen 500 Liter Wasser pro Sekunde in die Höhe. Der sichtbare Wasserstrahl in der Luft wiegt über fünf Tonnen. Am besten lässt sich der Jet d’Eau vom Schiff aus bestaunen, mit der Fontäne im Vordergrund, dem See unter den Füßen und der majestätischen Alpenkulisse sowie den Jurabergen im Hintergrund. Ein Panorama wie aus dem Bilderbuch. Wahlweise lassen sich Schifffahrten auch mit Lunch-Option oder Wein-Tasting buchen.


Die Kathedrale St. Peter
Berühmt wurde die Kathedrale St. Peter durch den Reformator Johannes Calvin, der dort im 16. Jahrhundert predigte und die Kirche zum Zentrum des Protestantismus machte. Die 1160 errichtete, romanische Kathedrale liegt im Herzen Genfs. Ihre äußere Erscheinung mag eher schlicht sein, doch ihre Geschichte ist umso spannender. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach erweitert. Dazu gehören die beiden quadratischen Türme im Osten sowie ein grüner Turm, der im 17. Jahrhundert errichtet wurde. 157 Stufen führen zur Spitze des Turms. Ein anstrengender Aufstieg, der mit einem atemberaubenden 360-Grad-Blick über die Stadt und den See belohnt wird.
Direkt unterhalb der Kathedrale liegt eine archäologische Stätte, die faszinierende Funde aus der Antike bereithält. Die Makkabäerkapelle stammt bereits aus dem Jahr 397. Ihre ursprünglich gotische Fassade wurde 1750 durch ein neoklassizistisches Design ersetzt. Während der Reformation diente die Chapelle des Macchabées als Lagerhaus und Unterrichtsraum. Erst im 19. Jahrhundert wurde sie erneut geweiht und kunstvoll restauriert. In der Rohan-Kapelle ist der Sarg von Herzog Heinrich von Rohan aufgebahrt, einem bedeutenden Führer der französischen Protestanten.



Für Sportliche: Der Genfer «Hausberg»
Der Mont Salève liegt zwar auf französischem Boden, ist aber tief im Herzen der Genfer verwurzelt. Mit der Seilbahn geht es auf etwa 1.100 Meter Höhe. Der Ausblick von dort ist spektakulär: der Genfersee, die Stadt und bei klarem Wetter sogar die Alpen mit dem Mont Blanc im Hintergrund. In nur fünf Minuten gelangt man mit der Luftseilbahn ab «Le Pas de l’Echelle» auf den Mont Salève. Etwa 150 Meter oberhalb der Bergstation liegt das Restaurant «L’Observatoire», das über Wanderwege erreichbar ist.
Zu den Highlights des Mont Salève zählen die Gratwanderung mit atemberaubender Aussicht, der steile Abstieg durch die Grotte «d’Orjobet» und die anspruchsvollen Pfade entlang der «Falaise des Balmes». Mit Gesteinsbändern und überhängenden Felsen sind diese allerdings nur für schwindelfreie Wanderer geeignet.
Eine Tour per Velo startet in der Genfer Altstadt und führt durch den Parc des Bastions, vorbei an der Mauer der Reformatoren, einem monumentales Denkmal des Calvinismus. Weiter geht es durch historische Wohnquartiere und den Parc Bertrand, dann entlang der «Route de Florissant», über die Brücke «Pont de Sierne», vorbei an der Arve und dem kleinen Weiler Sierne. Kurz vor der Stadtgrenze erhebt sich der Mont Salève mit seinen steil abfallenden Kalkwänden. Auch mit dem Fahrrad gelangt man per Seilbahn hinauf und kann dort die Aussicht genießen und neue Kraft tanken.


Schwimmen am Fuß des Jet d’Eau
Der Genfersee glänzt nicht nur mit seiner Schönheit, er bietet auch erfrischende Abkühlung. Hartgesottene schwimmen hier das ganze Jahr über, für alle anderen ist der Sommer die perfekte Zeit. Zahlreiche Strände und Liegewiesen säumen das Ufer. Besonders beliebt ist der «Plage des Eaux-Vives», ein langer Strand aus Sand und feinem Kies. In der Nähe lädt ein Park zum Entspannen ein. Ein Nickerchen im Schatten, ein gutes Buch – alles ist möglich. Die leise am Strand entlangfahrenden Verkaufsräder versorgen hungrige Badegäste mit Snacks und Eis. Alternativ bietet das «Restaurant de la Plage & Buvette» am Ende des Strandes von morgens bis spät in den Abend hinein erstklassige Speisen und Drinks mit direkter Sicht auf den Genfersee, den Jet d'Eau und die Berge des Juras.
Extra-Tipp: Ein Abstecher ins mittelalterliche Annecy
Nur 30 Minuten südlich von Genf liegt Annecy, eine zauberhafte Stadt in Frankreich, die wie aus einer anderen Welt wirkt. Kopfsteinpflaster, romantische Brücken, Kanäle wie in Venedig und exzellente französische Küche machen Annecy zum perfekten Ziel für einen entspannten Tagesausflug.