Die Päpstliche Schweizergarde - Ein Leben für den Papst

Veröffentlicht von Joelina

Die Päpstliche Schweizergarde

Nach über zwölf Jahren im Amt ist Papst Franziskus am Ostermontag verstorben. Seine letzte Ruhe findet der Pontifex in seiner Lieblingsbasilika, der Santa Maria Maggiore. Bevor er jedoch seine letzte Reise antrat, bekamen zehntausende Katholiken die Möglichkeit, am offenen Sarg im Petersdom von ihrem Kirchenoberhaupt Abschied zu nehmen. Aufgebahrt im offenen Sarg inmitten des Petersdoms liegt der verstorbene Papst Franziskus. Zahlreiche Gläubige erweisen ihm die letzte Ehre. Bei Betrachtung des Sarges fällt der Blick unweigerlich auch auf seine Leibwache, die «Garde Suisse Pontificale», zu Deutsch «Die Päpstliche Schweizergarde». In blau, rot und Gelb gestreiften mittelalterlichen Uniformen mit Brustpanzer und Helm mit Federbusch bewachen die Hellebardiere der Päpstlichen Schweizergarde regungslos den Sarg des Papstes. Die Garde begleitet den Papst seit Beginn seiner Amtszeit. Sei es auf öffentlichen Kundgebungen, zeremoniellen Anlässen oder eben seiner letzten Reise bis zur Beerdigung. Die Garde weicht dem Kirchenoberhaupt nicht von der Seite. Die Totenwache im Petersdom ist «Ehrensache». Regungslos, emotionslos und vollkommen still mit eisernem Blick bewachen sie drei Tage lang den leblosen Körper. Auch beim Konklave zur Wahl des neuen Papstes spielt die Schweizergarde eine wichtige Rolle. Während sich die Kardinäle zur Wahl in die Sixtina zurückziehen, bewachen Gardisten die Eingangspforte.

Entdecken Sie feine Schweizer Produkte in unserem Shop
Zum Shop →


Das älteste militärische Korps der Welt

Die Schweizergarde, die auch als «Die kleinste Armee der Welt» bezeichnet wird, ist das älteste militärische Korps der Welt. Sie ist ein Relikt aus der Zeit der Söldner und wurde 1506 von Papst Julius II. als päpstliche Leibwache ins Leben gerufen. Zunächst handelte es sich um eine Gruppe von 150 Schweizer Soldaten aus dem Kanton Uri, welche der Papst zu seinem Schutz angeheuert hatte. Um eine solche Schutzwache zu ermöglichen, waren jedoch einige Handgriffe im eidgenössischen Recht nötig. Schweizer Bürgern ist es noch heute, wie bereits vor 500 Jahren, verboten, in ausländischen Militärformationen zu kämpfen. Diese Diskrepanz mit dem Recht wurde umgangen, indem die Schweizergarde nicht als eine «fremde» Kampfeinheit angesehen wurde, sondern viel mehr als eine Art Wachpolizei. Sie ist das Bindeglied zwischen der eidgenössischen Schweiz und dem Vatikan. Sie steht seither im Auftrag des Kirchenoberhauptes und bewacht die Eingänge zum kleinsten Staat der Welt sowie die persönliche Residenz des Papstes und natürlich den Papst selber.

alt
alt
alt


«Tapfer und Treu» - seit über 500 Jahren

Dieser Leitspruch wurde am 6. Mai 1527 besonders gefordert. Als eine Gruppe deutscher, französischer und spanischer Söldner für Ihren Einsatz auf italienischem Boden unter Karl V. von Habsburg keinen Sold erhielten, rebellierten und wüteten sie durch das Land. Sie plünderten und verwüsteten Städte, bis sie schließlich vor den Toren des Vatikans standen. In den darauf folgenden Kämpfen ließen 147 Gardisten ihr Leben. Die übrigen 42 verbarrikadierten sich mit Papst Klemens VII. in der Engelsburg, bis letztendlich ein Friedensvertrag geschlossen wurde. Dieser schicksalhafte Tag ist der Päpstlichen Garde bis heute heilig. So werden neue Gardisten immer am 6. Mai vereidigt.

Die Engelsburg in Rom
Nur noch Show?

Wenn man die Gardisten bei Zeremonien, Kundgebungen und Audienzen antrifft, lässt die mittelalterliche Uniform die Gardisten herausstechen. Aus 154 Einzelteilen und 42 Knöpfen wird die weltbekannte Uniform für jeden Gardisten maßgeschneidert. Die Hellebarde, eine Mischform aus Stich- und Hiebwaffe, gehört neben dem Degen nach wie vor mit zur Standardausrüstung. Dazu kommen Brustpanzer und Helm mit Federkamm. Wenngleich diese farbenfrohe Tenue das Markenzeichen der Päpstlichen Schweizergarde ist und sie zu einem beliebten Fotomotiv macht, so ist sie für den Kampf schon lange obsolet. Hier stellt sich unweigerlich die Frage: Erfüllt die Päpstliche Schweizer Garde noch ihren ursprünglichen Auftrag, oder ist sie schon lange nur noch die Visitenkarte des Vatikans?

Hinter den Soldaten, die in ihrer traditionellen Uniform oft altmodisch wirken, verbirgt sich eine hochmoderne Kampftruppe, die jederzeit bereit ist, das Leben des Pontifex zu schützen. Voraussetzung für den Eintritt in die Schweizergarde ist, neben der Schweizer Staatsbürgerschaft, abgeschlossener Berufsausbildung oder Matura, eine einwandfreie geistige und körperliche Verfassung sowie eine abgeschlossene Grundausbildung im Schweizer Militär. Das Rekrutentraining beginnt zunächst im Vatikan. Einen Monat lang wird hier das gardespezifische Training abgehalten: Das Salutieren, Marschieren, Exerzieren mit der Hellebarde, Wissensaneignung über den Vatikan und das Erlernen der italienischen Sprache gehören zur Tagesordnung. Danach geht es für die Rekruten zurück in die italienischsprachige Schweiz, genauer in den Kanton Tessin. Hier durchlaufen die Rekruten unter Anleitung der «Polizia Cantonale del Ticino», ein vierwöchiges, polizeispezifisches Training. In fast 180 Trainingsstunden werden psychologische Grundkenntnisse, rechtliche Faktoren, Erste Hilfe, das Schießen mit der Dienstwaffe, Selbstverteidigung, Überwältigung und Festnahme vermittelt.

Vereidigung der Schweizergarde - © Paul Ronga / CC BY-SA 3.0
Auch die Ausrüstung der Päpstlichen Schweizergarde ist hochmodern und wird stetig erneuert. Die Hellebarde dient nur Optik und Traditionsbewusstsein. Die eigentlichen Dienstwaffen der Gardisten sind die Glock 19 und 26 als Kurzschusswaffe und das SIG550 Sturmgewehr 90, welches auch die Schweizer Armee einsetzt. Während die Wachposten im Vatikan mit den traditionell ausgerüsteten Gardisten besetzt sind, sind die übrigen Gardisten in moderner Militärausrüstung im Einsatz. Während öffentlicher Anlässe sind die traditionell gekleideten Schweizergardisten präsent. Weitere Gardisten sind zivil getarnt an taktischen Positionen verteilt.

Die Sicherheit des Papstes steht heute wie vor 500 Jahren an oberster Stelle. Die versuchten Attentate auf Papst Johannes Paul II. in den Jahren 1981 und 1982 bekräftigten den Stellenwert der Päpstlichen Schweizergarde. Auch wenn sie eine stark symbolische Rolle spielt, so ist sie nach wie vor eine professionell ausgebildete Eliteeinheit. Im Dienst des Papstes und des Vatikans schützt sie nicht nur den «Heiligen Vater» und die Tore des Kirchenstaats, sondern steht zugleich für die historische Verbundenheit zwischen der Schweiz und dem Heiligen Stuhl. Bis heute erfüllt die Garde die Eidgenossenschaft mit Stolz. Gardist zu sein, bedeutet Ehre, Berufung und Tradition zugleich. Obendrauf gibt es für jeden der 135 Gardisten noch einen Sold in Höhe von 1200 Euro im Monat.

alt


Weitere Beiträge zum Thema "Einblicke"

St. Gallen
Seit mehr als hundert Jahren eine treibende Kraft St. Gallens – Die Universität St. Gallen

Die Universität St. Gallen genießt auch über die Grenzen der Schweiz hinaus einen hervorragenden Ruf und wurde 2021 zum neunten Mal in Folge von der „

Weiterlesen

Bundesebene
Das Eidgenössische Schwingfest

Pratteln im Kanton Basel-Land, Ende August 2022. Zwei Monate lang wurde hier eine gigantische Zeltstadt auf einem Acker errichtet. Drei Tage lang Mens

Weiterlesen

Bundesebene
„Gang doch e chli der Aare naa… dere schöne, grüene Aare naa!“

2.2.22 - Gestern starb Andreas Flückiger, alias Endo Anaconda, Poet und Sänger der Schweizer Mundart-Band Stiller Has, viel zu früh und mehr oder weni

Weiterlesen

Weitere Beiträge →

Sie haben Kritik, Lob, Anregungen oder Fragen über die Schweiz? Wir freuen uns über Ihren Leserbrief: redaktion@swiss-finest.de


Unsere Specials
Feines, leckeres und kreatives

Nach oben