Die Prognosen der Muotathaler Wetterschmöcker für Sommer/Herbst 2023

Veröffentlicht von René

v.l.n.r.: Präsident Josef Bürgler, Roman Ulrich, Karl Hediger (unten), Karl Laimbacher, Alois Holdener (hinten), Martin Horat, Martin Holdener - © Meteorologischer Verein Innerschwyz

Sie haben es wieder getan. Sie haben Vögel, Mäuse, Schnecken und Pflanzen beobachtet, Bienenstöcke auf Bausubstanz begutachtet, Ziegenbauchfelle analysiert, Sägespäne frisch gefällter Bäume gekaut und sich in Ameisenhaufen gesetzt, um uns zu prophezeien, wie das Wetter in diesem Sommer und Herbst wird. Im letzten Herbst haben wir bereits über die Muotathaler Wetterschmöcker berichtet und waren erstaunt wie präzise sie den letzten Sommer vorhergesagt hatten. War die Winter- und Frühlingsprognose auch so präzise und was haben wir diesen Sommer und Herbst zu erwarten?

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Im Frühjahr 2023 hatte sich bereits der Böögg aus Zürich erfolglos bei den Wetterpropheten beworben. Seine Methode, das Sommerwetter zu prophezeien indem er sich verbrennen und seinen Kopf sprengen lässt, überzeugte die Muotathaler recht wenig. Trotzdem wohnten sie gerne dem Sächsilüüte als Gastkanton bei. Die Prognose des Böögg für den Sommer 2023 verhieß nichts Gutes und sorgte für Entsetzen bei den tausenden von Zuschauern. Fast eine ganze Stunde ließ die Explosion seines Kopfes auf sich warten, anstatt nur wenige Minuten. Damit soll der Sommer katastrophal schlechtes Wetter bringen. Auch bei den Muotathaler Wetterschmöckern sorgte die Prognose für besorgte Gesichter. Die ganze Schweiz wartete nun gespannt und nicht weniger besorgt auf ihre Prognosen. Doch haben sie diesmal Grund, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln?

Wetterschmöcker mit Böögg - © sechselaeuten.ch


War die Winter-/Frühlingsprognose der Wetterschmöcker ähnlich präzise wie im letzten Sommer?

Dieses rekordverdächtige Winterwetter in der Schweiz hätten selbst die Wetterpropheten nicht für möglich gehalten. Ihre Prophezeiungen deuteten zwar überwiegend in die richtige Richtung, aber solch einen Schneemangel und so milde Temperaturen kannte man in den Alpen bislang nicht. Bilder von grünen Skigebieten mit schmalen weißen Streifen aus Kunstschnee, um minimalen Pistenbetrieb aufrechtzuerhalten, notdürftig geöffneten Mountainbike-Pisten und vollständig geschlossenen Skigebieten gingen durch die Nachrichten Europas. Immerhin konnte der  dienstälteste Wetterfrosch, diese Umstände präzise vorhersagen:

"In den letzten Tagen (des Dezembers) sieht man mehr Biker als Skifahrer, es herrscht Schneemangel."
- Martin Horat

Ab Mitte Januar sollte jedoch den Wetterpropheten zufolge der Winter mit viel Schnee und bitterer Kälte bis in den März zurückkehren. Tatsächlich traf dies nur begrenzt auf wenige Hochlagen über 2000m zu. Schnee für dortige Skigebiete war zwar ausreichend vorhanden, doch die Temperaturen deutlich zu mild. Immerhin hatten die Wetterpropheten mit Ihrer Märzprognose Recht. Frühling war nicht zu erwarten und das Wetter blieb wechselhaft und nass. Sie prophezeiten erst für Ostern im April schönes Frühlingswetter:

„Ostersonntag schön, sodass Osterhasen gute Verstecke brauchen für die Schoggihasen damit sie nicht schmelzen an der Sonne.“
- Kari Laimbacher

Auch diese Osterwärme traf leider nicht ein und das Wetter blieb wechselhaft. Die präziseste Prognose lieferte diesmal Alois Holdener, „Tannenzapfen“ genannt, mit insgesamt 15 von 20 Punkten, dicht gefolgt von Roman Ulrich, genannt „Jöri“, mit 14 Punkten.

Sollten die Wetterschmöcker den Sommer 2023 ähnlich schlecht vorhersagen wie der Böögg, bliebe immerhin zu hoffen, dass ihre Prognosen wie im Winter etwas abweichen könnten. Am 28. April 2023 richteten sich die Blicke der Schweizer gen Rothenthurm im Kanton Schwyz, wo die Wetterschmöcker ihre Prognosen in der vollen Mehrzweckhalle den Bürgern und vielen Vertretern der Schweizer Presse verkündeten. Neben der Konkurrenz aus Zürich, kündigte diesmal auch der örtliche Pfarrer Werner Reichlin an, den Wetterpropheten ihre Prognosen streitig zu machen. Bis Mitte September werde er jeden Samstag einen Wettersegen sprechen, um für ein gesundes Maß aus Regen und Sonne zu sorgen. So manchem Wetterschmöcker hat das „Hudelwetter“ im April ohnehin schon die Vorhersage für den Sommer erschwert. Der 79-jährige Martin Horat, der auf die Weisheit der Waldameisen schwört, hat allen Grund zu schimpfen. Im April hatten die Ameisen wegen der Kälte wenig Lust, ihren Bau zu verlassen und zuverlässige Hinweise auf das Sommerwetter zu liefern. Lediglich die jungen Ameisen kamen hervor. Mangels Lebenserfahrung sollen diese aber Martin Horat schon oft genug einen „Seich“ erzählt haben. Ob der Böögg oder die Wetterpropheten Recht haben werden, oder ob der Pfarrer allen einen Strich durch die Rechnung machen wird, bleibt abzuwarten. In jedem Fall wird es spannend.

Martin Horat und seine Ameisen - © Wetterschmöcker / Facebook


Die Prognosen für den Sommer und Herbst 2023

In gewohnter Manier, mit viel Witz und Humor, präsentierten die sechs Wetterpropheten nacheinander ihre Ergebnisse. Die Maiprognosen lassen sich zumindest schon überprüfen. Möglicherweise liefern sie einen Hinweis auf die Zuverlässigkeit der folgenden Monatsprognosen.

Mai:
„Nach dem Böögg-Schock beginnt der Mai mit schönem Wetter.“ Bis zur Monatsmitte sollte das schöne Wetter jedoch wieder ähnlich wechselhaft wie der April werden. Starker Regen und Abkühlung sollten zum Monatsende von schönem Frühlingswetter abgelöst werden.
Das schöne „Heuwetter“ zum Monatsende kam jedoch nur in tieferen Lagen zustande. Vor allem in den Bergen prägten Starkregen und Gewitter den gesamten Mai. Was der Winter an Niederschlägen ersparte, kam im Mai schweizweit herunter.

Juni:
Für Anfang Juni sind sich die Wetterschmöcker nicht einig. Drei sagen weiterhin schlechtes "Hudelwetter" vorher, die anderen Drei hingegen schönes Wetter. Unter dem Strich dürfte es demnach wohl wechselhaft werden. „Anfang Monat an den Alpauffahrtstagen weiss man nicht wegen dem dicken Nebel, ob man auf der richtigen Alp angekommen ist.“ Mitte Juni sollte es ein paar schöne Tage zum „Heuen“ geben, bevor das Monatsende wieder wechselhaft wird.

Juli:
Im Juli herrscht wieder mehr Einigkeit unter den Wetterschmöckern. „Der Juli beginnt eigentlich noch recht schön. Aber was nachher kommt, ist schrecklich: Leidwetter. Viele glauben, die schlechten Leute seien schuld daran.“ Dauerregen soll zur Monatsmitte die Regel werden. Zum Ende hin soll die trockene Sommerhitze eintreffen, aber auch einige Gewitter zur Folge haben.

August:
Der Bundesfeiertag am ersten August ist natürlich von besonders großem Interesse. In den letzten Jahren mussten vielerorts Feuerwerke wegen Trockenheit und Waldbrandgefahr abgesagt werden. Der Regen im Juli sollte enorme Dürren diesmal aber ausschließen und Feuerwerke ermöglichen. „Klimakleber sollten aufpassen beim Ragetä-ablah, sonst bleiben sie daran kleben und fliegen davon.“ Der Monatsanfang soll schönes Wetter und Hitze bringen. Die zweite Augusthälfte soll wieder wechselhaft bis regnerisch werden.

September:
Der September soll insgesamt recht schön werden, bis auf die Monatsmitte. „Die Hochwildjäger haben Mühe mit Schiessen wegen den starken Gewittern. Am besten geht es mit einer Bombe. Dann verwerfen die Wölfe und die Hirsche haben einen Schock.“ Auch Schnee bis 1500m herunter soll möglich sein.

Oktober:
Der „Weinmonat“ soll so schön beginnen, wie der September endete. „Mehrheitlich regiert obäinä dä Föhn, unädurä ab und zue ä Näfeldeckel, schön zum uusalpä.“ Wie schon im September soll die Monatsmitte wieder kühl und nass werden, bevor das Monatsende wieder schönes „Heuwetter“ bringt.

Zusammenfassend stellen die Wetterschmöcker fest, dass der Sommer, abgesehen von den nötigen Regenfällen und Sommergewittern, insgesamt recht freundlich und heiß werden soll. Auch das Wetter im Herbst soll zumindest Land- und Alpwirte mit genügend Regen und Sonne zufriedenstellen. Demnach könnte sich Pfarrer Reichlin seinen Wettersegen eigentlich sparen. Oder haben die Wetterschmöcker dessen Auswirkungen in ihren Prophezeiungen bereits vorhergesehen?


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