Die Aargauer Rüeblitorte (mit Rezept) – ein Schweizer Klassiker zu Ostern

Veröffentlicht von Giulia

© Giulia Woschko

Bald beginnen die Ostertage. Auch die Schweizer freuen sich auf ein paar Tage Entspannung mit gutem Essen, kleinen Geschenken vom Osterhasen und bunten Eiern, die man beim Frühstück auch gerne beim «Eiertütsche» mit seinen Liebsten ramponiert. Doch spätestens am Nachmittag, wenn die ganze Familie in gemütlicher Runde versammelt ist, findet man auf dem Tisch der Schweizer zum frisch gebrühten Kaffee einen außergewöhnlichen Kuchen: Die Rüeblitorte. Mit süßem Zuckerguss und kleinen Marzipanrüebli verziert darf sie auf keinem Schweizer Osterfest fehlen.

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Ursprünglich aus dem Aargau hat die Rüeblitorte die ganze Schweiz und sogar die Welt erobert. Nicht nur privat, sondern auch in Schweizer Bäckereien gehört sie zum Pflichtprogramm, wie der Tannenbaum zum Weihnachtsfest. Auch in den USA ist die Rüeblitorte bekannt, wo man ihr sogar einen eigenen Ehrentag widmet. Der «national carrot cake day» wird jedes Jahr am 3. Februar gefeiert.


Eine «gesunde Rüeblitorte» als Lichtblick der Nachkriegszeit

Die Geschichte der Rüeblitorte ist mit 150 Jahren noch nicht so alt wie manch andere Tradition der Schweiz. Der Verkauf der Torte in Bäckereien begann sogar erst in den 1940er Jahren. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie nämlich ausschließlich in privaten Haushalten gebacken. Das erste gedruckte Rezept fand man in einer Rezeptsammlung aus dem Jahre 1892. Man geht jedoch davon aus, dass auch schon vorher Rüeblitorten mit eigenen Rezepten gebacken wurden. Im Kanton Aargau wurden damals viele Karrotten angebaut, weshalb man ihn auch heute noch manchmal als «Rüebliland» bezeichnet. Bei genauerer Betrachtung des alten Rezepts von 1892 fällt auf, dass sich der Kuchen deutlich von der heute bekannten Rüeblitorte unterscheidet. Er wurde mit sehr vielen Eiern, Rüebli und Backpulver, dafür mit sehr wenig Mehl gebacken. Dadurch wurde der Kuchen sehr reichhaltig. Zum Glück hat sich das Rezept zu einer verträglicheren Variante weiterentwickelt.

Der Grund für die späte Aufnahme der Rüeblitorte in das Programm der Bäckereien in der Nachkriegszeit war eine Krise der Bäcker. Während des Zweiten Weltkrieges waren Lebensmittel auch in der Schweiz knapp und rationiert. Hauptsächlich Brot, Milchprodukte, Fleischwaren und wenig Gemüse konnte man sich mit Lebensmittelmarken kaufen. Mangelerscheinungen durch einseitige Ernährung waren nicht selten die Folge. Nach dem Krieg änderte sich das Ernährungsbewusstsein der Schweizer schlagartig und viele wollten sich gesünder und vitaminreicher ernähren. Man ging lieber ins Reformhaus anstatt zum Bäcker. Das brachte die Bäcker auf die Idee, eine «gesunde Rüeblitorte» anzubieten. Sie änderten die ursprünglichen Rezepte: Weniger Eier, mehr Mehl und mehr Zucker, um den Kuchen den Leuten schmackhafter zu machen - mit Erfolg.

Heute isst man die Rüeblitorte gerne zu Ostern oder auch allgemein im Frühling, nach dem «vitaminarmen» Winter. Auch auf Kindergeburtstagen ist sie gerne gesehen und erfreut auch die Kleinsten. Es haben sich über die Jahrzehnte viele verschiedene Rezepte entwickelt, aber die wichtigste Zutat sind die Rüebli. Unser Rezept aus dem Aargau bietet viel Spielraum, die Rüeblitorte den eigenen Vorlieben anzupassen. Anstatt mit Zuckerguss kann man den Kuchen beispielsweise auch mit Frischkäse und wenig Zucker bedecken. Auch kann man die Marzipanrüebli selbstverständlich selbst machen. Es müssen zur Verzierung auch nicht nur Marzipanrüebli sein. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.



«Aargauer Rüeblitorte» - Rezept für eine 24cm-Springform

 

Zutaten:

200-250g Zucker (je nachdem wie süß man es will)
4-5 Eier (je nachdem wie reichhaltig man es will)
250g Rüebli
200g gemahlene oder gehobelte Mandeln
(oder auch Haselnüsse)
90g Mehl
2 TL Backpulver
300g Puderzucker
8 Marzipanrüebli
1 Prise Salz
1 Zitrone
1 Orange
Etwas Butter
Wasser


Zubereitung:

  1. Den Ofen auf 180°C Ober- und Unterhitze vorheizen
  2. Die Rüebli raspeln.
    Geraspelte Rüebli - © Giulia Woschko

  3. Die Eier trennen. Das Eigelb mit dem Zucker und 2 EL warmem Wasser mit einem Handmixer schaumig schlagen.
  4. Die geraspelten Rüebli, Mandeln und weitere 2 EL lauwarmes Wasser mit einrühren.
  5. Zitrone pressen und Saft mit in den Teig rühren. Die Schale von der Orange abreiben und auch mit hineingeben.
  6. Das Mehl sieben, um Klumpen zu vermeiden; mit dem Backpulver in einer separaten Schüssel vermischen und mit in den Teig geben. 1-2 Minuten langsam rühren, bis alles gut vermischt ist.
    Teig ohne Eischnee - © Giulia Woschko

  7. Die Eiweiße mit einer Prise Salz schaumig schlagen und vorsichtig mit einem Gummischaber in die Teigmasse unterheben.
  8. Den Boden der Springform mit Backpapier bedecken. Die Seiten mit Butter einfetten.
    Teig in Springform vor dem Backen - © Giulia Woschko

  9. Teig in die Springform füllen.
  10. Auf mittlerer Schiene ca. 55 Minuten backen. Nach Ende der Backzeit mit einem Zahnstocher in den Teig stechen. Bleibt beim Herausziehen kein Teig am Zahnstocher kleben, ist der Teig fertiggebacken.
  11. Kuchen in der Form abkühlen lassen. Nach dem Abkühlen mit einem Messer vom Springformrand lösen und vorsichtig aus der Form stürzen.
    Rüeblitorte «füdliblutt» - © Giulia Woschko

  12. Puderzucker sieben und mit 5 EL Wasser verrühren, bis eine gute Zuckergusskonsistenz erreicht ist. Bei Bedarf vorsichtig mehr Wasser hinzufügen.
  13. Zuckerguss langsam über den Kuchen gießen, mit Marzipanrüebli verzieren und trocknen lassen.
    En Guete! - © Giulia Woschko

 


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