Das sagenhafte Glarnerland

Veröffentlicht von Yanik

© Kanton Glarus / Samuel Trümpy Photography

Der Kanton Glarus, umgeben von einer wunderschönen Landschaft aus Bergen, Tälern und Seen, hat so viel mehr zu bieten als die Industrie, für die er bekannt ist. Das Glarnerland ist reich an Mythen, Sagen, Bräuchen und für die gesamte Schweiz prägender Geschichte.


Die Sage des Sankt Fridolin

Vor langer Zeit reiste Fridolin, ein Sohn der irischen Königsfamilie, über das Meer nach Frankreich. Er zog als Wanderprediger von der Küste ins Landesinnere und predigte den Heiden das Christentum. Sein Weg führte ihn bis nach Säckingen am Oberrhein im heutigen Baden-Württemberg, wo er auf zwei sehr wohlhabende Brüder traf. Der eine Bruder hieß Urfo und war ein sehr großzügiger Mann. Dessen Bruder Landolph aber war, besessen vom Geiz, das genaue Gegenteil. Von seinem wohltätigen Herzen getrieben, schenkte Urfo dem heiligen Fridolin ein großes Stück Land im Glarus. Fridolin nahm dieses Geschenk dankend an und zog sogleich dort hin.
Er begann damit, die Bewohner des Dorfes zum Christentum zu bekehren. Diese glaubten damals noch an die heidnische Göttin Vrene, die auf dem riesigen Berg neben der Stadt auf einem abgeschotteten Gletscher leben sollte. Trotz des tief verankerten Glaubens an die Göttin schaffte es Fridolin, die Einwohner nach und nach zu bekehren. Dabei erwies er sich ihnen gegenüber als außerordentlich großzügig.
Zu dieser Zeit starb Urfo in Säckingen. Getrieben von seinem Geiz, klagte Landolph den heiligen Fridolin sofort an: Er habe sich das Grundstück seines Bruders widerrechtlich genommen und eine Schenkung habe nie stattgefunden. Das Gericht schickte sogleich einen Boten zu Fridolin, der ihm berichtete, dass er einen Zeugen für die Schenkung zu beschaffen habe, damit das Grundstück nicht an Landolph fällt. Mit tiefem Vertrauen in Gott reiste Fridolin nach Säckingen und versammelte das Gericht, die Dorfbewohner und Landolph am Grab des Urfo: „Urfo, Urfo, im Namen Gottes, der über Tote und Lebendige herrscht, stehe auf und zeuge für mich!“ Plötzlich begann die Erde zu dröhnen und zu beben. Das Grab öffnete sich und der tote Urfo erhob sich aus der Tiefe. Vor den Augen der schockierten Anwesenden wankte der Auferstandene schweigend zu den 15 Richtern. Dort stand auch der kreidebleiche Landolph, der wie versteinert zusah, als sein Bruder mit langsamen Schritten auf ihn zukam und mit tiefer Stimme sprach: “Landolph, Landolph! Was störst du meine Ruhe im Grabe und beraubst mich also des Lohnes, den Gott mir für meine Schenkung gegeben hat?“. Voller Entsetzen über das Geschehen sackte Landolph auf die Knie und flehte um Verzeihung. Seinen Geiz für einen Moment vergessend, fügte er auch noch sein Land im Glarus der Schenkung hinzu. Zufrieden schritt Urfo wieder zu seinem Grab zurück und legte sich zur Ruhe, die bis heute nicht mehr gestört werden sollte. Überwältigt vom Wirken des Fridolin nahmen ihn die Glarner bald in ihr Landeswappen auf.

Fridolin, Urfo und Landolph
Fridolinsbanner aus der Schlacht bei Näfels
Die heutige glarner Kantonsfahne


Das Fridolinsfeuer

Im Gedenken an den heiligen Landespatron wird an jedem 6. März, dem Namenstag des Heiligen Fridolin, in mehreren Dörfern des Kantons ein Feuer entfacht. Die Verantwortung für Größe und Dauer des Feuers lag damals vor allem bei den Schulkindern. Schon Wochen im Voraus suchten sie sämtliche Holzreste in der Umgebung zusammen und trugen sie zur Feuerstelle. Als das Feuer am Abend des 6. März entzündet wurde, tanzten sie mit Fackeln in der Hand um das große Feuer herum. Teilweise wurden in größeren Gemeinden sogar mehrere Feuer entzündet und so herrschte auch wie bei anderen Festen in der Schweiz, eine große Konkurrenz unter den einzelnen Gruppen. Wer schafft es, das größte und am längsten brennende Feuer zu errichten?


Die Schlacht bei Näfels

Wir befinden uns im Spätsommer 1386. Rund 34 Jahre zuvor hat sich das Land Glarus der Eidgenossenschaft angeschlossen. Dadurch wurde vor allem die alte Stadt Weesen im Kanton St. Gallen, an der Grenze zu Glarus, die zu der Zeit in unter Habsburger Herrschaft stand, zu einem strategisch bedeutenden Punkt. Das wussten auch die Eidgenossen und so zogen sie nach der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386 nach Weesen und unterwarfen die Einwohner. Im gleichen Zug lehnten sich auch die Glarner gegen die Habsburger auf, die im Glarus noch Rechte hatten und lösten sich mit ihrem ersten eigenen Landesgesetz von ihnen los.
Zwei Jahre später fällt ein ca. 6000 Mann starkes Heer der Habsburger ins glarner Linthtal ein und überrennt die erste Verteidigungslinie. Glarus, Netstal, Näfels und Mollis werden geplündert. Die Lage wirkt aussichtslos, als sich nur ein ca. 650 Mann starkes Heer aus tapferen Glarnern, Urnern und Schwyzern bei Näfels sammelt. Selbstsicher greift das zehnmal größere Heer der Habsburger an. Die Verteidiger kontern mit einem Hagel aus Steinen und Felsen. Überfordert mit der Wehrhaftigkeit der wenigen Glarner ergreifen die Habsburger die Flucht. Etwa 55 Soldaten der Eidgenossen sollen in der Schlacht gefallen sein. Bei den Habsburgern waren es über dreißigmal so viele. Nach der Schlacht einigten sich beide Lager auf einen beständigen Frieden und die Habsburger verloren den Zugang zu den Alpenpässen.
Die Bedeutung dieser Schlacht findet sich heute in einem der höchsten Glarner Feiertage, der Näfelser Fahrt wieder. Jeweils am ersten Donnerstag des Aprils ziehen die Bewohner des Kantons nach Näfels, um der unerschrockenen Kämpfern zu gedenken.

Näfelser Fahrt - © Kanton Glarus / Samuel Trümpy Photography 

UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona

Die Plattentektonik ist für die Entstehung von Gebirgen verantwortlich. Aber wie sie funktioniert und wie schön das Resultat sein kann, das sieht man an wenigen Orten so eindrücklich wie im Glarus. Jedes Jahr rückt die afrikanische Kontinentalplatte ca. 2-5 Zentimeter näher in Richtung der europäischen Platte. Aus Sicht eines Menschenlebens ist dieser Wert wohl kaum eine Erwähnung wert. Rechnet man allerdings ein, dass dieser Prozess vor rund 100 Millionen Jahren begann, erscheint es schon verständlicher, dass die Auffaltung der beiden Platten zur Entstehung der Alpen führte. Dadurch sind heute selbst Fossilien von Korallen im alpinen Hochgebirge zu finden. Die sogenannte Glarner Hauptüberschiebung ist eine der eindrücklichsten Landschaftsbilder der Alpen.
Die Tektonikarena Sardona ist weltweit einzigartig und wurde aufgrund ihrer geologischen Bedeutung 2008 von der UNESCO in den Rang einer der 200 Weltnaturerbe erhoben. Die unbeschreibliche Atmosphäre lässt sich wundervoll mit einer der zahlreichen Wanderungen durch das Gebiet verbinden. Also, Wanderschuhe an und los geht es.

Tschingelhörner - © IG Tektonikarena Sardona / Ruedi Homberger
Mürtschen - © IG Tektonikarena Sardona / Ruedi Homberger
Wildsee und Schottensee - © IG Tektonikarena Sardona / Ruedi Homberger

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