Schweizer Weine - Ein exklusiver Genuss

Veröffentlicht von Giulia

UNESCO Weltkulturerbe: Die Weinberge von Lavaux

Die ersten warmen Temperaturen des Jahres über 15°C haben die Eidgenossenschaft, auch außerhalb des Tessins, bereits erreicht. Man sieht den ein oder anderen Schweizer in einer geselligen Runde draußen beim Apéro lachen und plaudern. In der einen Hand ein Stück Schweizer Käse, in der anderen Hand ein Gläsli Wein. Schaut man ihnen genauer über die Schulter und fragt, welchen Wein sie denn gerade trinken, dann wird die Antwort mit großer Sicherheit «ein Schweizer Wein» sein.

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Schweizer Weine sind außerhalb der Schweiz selten zu finden, was aber wenig verwunderlich ist. Nur 1-2% der Weine werden exportiert. Das liegt nicht etwa daran, dass die Nachfrage im Ausland so gering ist, ganz im Gegenteil, sondern dass die Nachfrage nach Wein im Inland selbst schon so groß ist, dass sogar Weine importiert werden müssen, um den Durst der Schweizer zu stillen. Dabei wird schon jede geeignete Stelle des kleinen Alpenlandes genutzt, um Wein anzubauen. Dort wo es gelingt, werden Spitzenweine produziert, die sich mühelos mit den berühmten, großen französischen Weinen messen können und auch im Ausland heißbegehrt sind. Im Jahr 2007 ernannte die UNESCO die Weinberge von Lavaux sogar zum Weltkulturerbe.

Womit selbst die Römer nicht gerechnet hatten

Obwohl Schweizer Weine international kaum verbreitet sind, hat deren Weinanbau eine Geschichte, die mehrere tausend Jahre alt ist. Die Römer nutzten bereits 800 bis 600 Jahre v. Chr. das milde Klima am Genfersee und kultivierten dort die ersten Reben, um ihr Lieblingsgetränk herzustellen. Aus dieser Zeit fand man alte Rebmesser in der Gegend um Nyon. Schriftlich erwähnt wurden Reben erstmals im Jahr 516 in der Abtei Saint Maurice im Wallis. Damals war es üblich, dass Klöster für den Anbau von Reben verantwortlich waren. Von dort aus verbreitete sich das Wissen über den Weinanbau in andere Klöster der Schweiz. Im Waadtland wurden die Reben noch im selben Jahrhundert kultiviert. Auch in weiteren Regionen der Schweiz entdeckte man im Laufe der Zeit überraschend günstige Bedingungen für den Weinanbau. Sonnenreiche Täler, nährstoffreiche Böden und warme Winde ermöglichen Weine, die sogar die großen Weinnationen Frankreich und Italien nicht schlecht staunen lassen.

Die Erschließung internationaler Handelsrouten stellte die Winzer der Schweiz immer wieder vor neue Herausforderungen. Im 17. Jahrhundert wurden plötzlich Weine aus dem Ausland importiert, was die Angst vor Konkurrenz befeuerte und die Preise in den "Weinkeller" trieb. Im 19. Jahrhundert vernichteten Pilz- und Reblaus-Befall große Teile der Ernte. Immer mehr eingeschleppte Insekten vergingen sich an den guten Reben. Erst 2014 verursachte die aus Japan stammende Kirschessigfliege große Schäden. Das uralte Wissen und die Erfahrung der Schweizer mit ihrem besonders wachsamem Auge für die Natur brachte jedoch immer eine gute Lösung hervor. Die alten, traditionellen Rebsorten erwiesen sich als besonders robust und ökologischer Weinanbau ist schweizweit so verbreitet wie kaum irgendwo anders auf der Welt. Einzig gegen Witterungseinflüsse wie Hagel und Sturm ist in der Schweiz kein Kraut gewachsen

Domaine du Mont d'Or in Sion, Wallis

Der Dalai Lama und die Superlativen der Schweizer Weinlandschaft

Heute zählt die Schweiz rund 200 Rebsorten auf einer Fläche von 14.000 Hektar. Dabei werden sowohl internationale als auch traditionelle, regionale Rebsorten angebaut. Diese Vielfalt hat man den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen zu verdanken, die die Schweiz zu bieten hat. Das Verhältnis von Rot- und Weißwein liegt bei ausgeglichenen 43 zu 57 Prozent. Immerhin braucht man zu jeder Situation wie zum Apéro, zu Fischgerichten, zu Käse und Fleisch oder einfach zur Erfrischung zwischendurch den passenden Wein. Die drei beliebtesten Rotweine sind der Pinot Noir, auch Spätburgunder oder Blauburgunder genannt, Gamay und Merlot. Bei den Weißweinen sind es der Chasselas (im Wallis Fendant genannt), Müller-Thurgau und Chardonnay. Zum Raclette oder Fondue ist der Chasselas bzw. Fendant jedoch unersätzlich.

Ein Fendant gehört zum Walliser Raclette. - © René Buss

Tatsächlich bauen alle 26 Kantone der Schweiz Wein an. Den größten Teil davon das Wallis und Waadtland, die zusammen über 50% der Schweizer Weine produzieren. Die Eidgenossenschaft bricht sogar ein paar Rekorde. Zum Einen beherbergt sie den höchsten Weinberg Europas. Dieser liegt im Dorf Visperterminen im Wallis zwischen 650 und 1150 Meter über dem Meeresspiegel, wo der einzigartig gute Heida angebaut wird. Zum Anderen gibt es auch den kleinsten Weinberg der Welt in der Schweiz. Dieser liegt im Ort Saillon und ist gerade mal 1,6 Quadratmeter klein. Das Besondere daran: Diesen Weinberg - oder eher gesagt dieses «Weinbeet» - gehört dem Dalai Lama, der dessen seltenen Wein für einen guten Zweck verkauft.

Die Vielfalt Schweizer Weinkarten

Neben dem Wallis und dem Waadtland haben auch andere Kantone interessante Weine zu bieten. Je nach Region werden andere Rebsorten bevorzugt, was nur für die Vielfalt der Schweizer Weinkarten spricht.

Die Deutschschweiz hat sich neben dem Pinot Noir auf den Anbau von Räuschling und Gewürztraminer spezialisiert. Dennoch trinkt man dort am liebsten Rotweine. Bei den Weißweinen ist, trotz der Spezialisierung der Region auf andere Weißweinsorten, der Müller-Thurgau am beliebtesten. Insgesamt bietet die Deutschschweiz 2500 Hektar Anbaufläche, wovon das größte Gebiet im Kanton Zürich liegt.

Reben am Bodensee
Zollikon am Zürichsee


Das Tessin hat mit seinen mediterranen Einflüssen und seinem warmen Klima ein deutlich anderes Weinangebot. Die Rebfläche beträgt hier nur 1028 Hektar und wird zu 90% von Rotweinen dominiert. Den größten Anteil daran hat der Merlot, der wegen seiner Qualität sogar dem Original aus Bordeaux gegenüber bevorzugt wird. Seit den 1980er Jahren rückt allerdings zunehmend ein silbrig-gelber Neuling aus dem rubinroten Schatten des großen Merlot hervor: der Merlot Bianco, der aus denselben Trauben weiß gekeltert wird. Die Merlot Trauben gedeihen jedoch nur unter 450 Metern Höhe besonders gut. In höheren Lagen setzt man auch im Tessin auf den Pinot Noir, den man dort meist «Pinot Nero» nennt.

Ein paradoxes Aromenspiel

Warum die Schweizer so gerne Wein trinken, wird schnell deutlich, wenn man ihre Weine probiert. Schweizer Weine werden wegen der hohen Nachfrage nicht so lange ausgebaut wie schwere, französische Weine und sind daher wesentlich leichter und angenehmer im Mund. Sie komplementieren Speisen, anstatt sie mit überdominanten Aromen zu übertünchen. Umso überraschender erscheinen ihre komplexen, oft fruchtigen Aromenspiele. Ein scheinbar paradoxes Erlebnis, dessen exklusiven Genuss man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn sich die seltene Gelegenheit außerhalb der Schweiz dazu bietet.

© Albert Mathier, Salgesch VS


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