Der Simplonpass – die schönste Art der Überwindung von Grenzen
Hoch in den Schweizer Alpen, auf einer beeindruckenden Höhe von über 2000 Metern, liegt einer der schönsten Alpenpässe: der Simplonpass. Diese Gebirgsstraße führt von Brig im Wallis bis nach Domodossola im benachbarten Italien und bietet dabei nicht nur wunderschöne Ausblicke, sondern auch eine bewegte Geschichte, die bis in die Steinzeit zurückreicht. Der Simplonpass wird das ganze Jahr über genutzt. Sei es für den Handel, den Transport oder die Erkundung der traumhaften Natur. Unter Einheimischen aus dem Wallis ist er eine sehr beliebte Pendelroute zum Shopping in Domodossola.
Eine wichtige Route durch die Alpen
Der Simplonpass gehört zu den bekanntesten Verkehrswegen über die Alpen und steht in einer Reihe mit dem berühmten Gotthardpass. Die ganzjährig geöffnete Passstraße verbindet das Walliser Rhônetal mit dem italienischen Piemont und ist auf der Achse zwischen Basel, Bern und Brig eine Hauptverkehrsader zwischen der Schweiz und Italien. Dank umfangreicher Modernisierungen und Sicherheitsmaßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten ist der Simplonpass heute eine der sichersten Alpenüberquerungen und vor allem bei Lastwagenfahrern beliebt, da er für Schwertransporte besonders gut geeignet ist. Doch der Simplonpass ist weit mehr als nur eine Verkehrsverbindung. Das Tal und das Dorf, die ebenfalls den Namen Simplon tragen, laden Reisende ein, die Region zu erkunden und die alpine Ruhe bei spektakulären Aussichten zu genießen. Besonders im Sommer, wenn die Wiesen blühen und die Luft klar ist, zieht der Simplon zahlreiche Wanderer und Naturliebhaber an. Im abgelegenen Simplon-Dorf beeindrucken jahrhundertealte Steinhäuser, wie sie sonst nirgendwo im Wallis zu finden sind. Auch das italienisch Flair in Brig, am Fuße des Simplon, bietet eine erfrischende Abwechslung zum rustikalen Stil des Oberwallis. Viele Arbeiter aus Norditalien fanden hier eine neue Heimat und brachten einen neuen Wind in die Region. Zwischen Raclette und Cordon Bleu reihen sich Pizza, Pasta und Polenta in die gastronomische Landschaft des charmanten Städtchens ein. Auch in der Architektur finden sich viele italienische Einflüsse. Über die Gassen gespannte Wäscheleinen und die zahlreichen italienischsprachigen Einwohner erwecken im Sommer den Eindruck, man befände sich tatsächlich auf einer lebhaften Piazza in Italien.




Eine bewegte Geschichte
Archäologische Funde zeigen, dass bereits in der Steinzeit Menschen das Gebiet um den Simplonpass durchquerten. Besonders zur Zeit der Römer wurde der Pass zu einem wichtigen Handelsweg, auch wenn es noch keine befestigte Straße gab. Damals waren es vor allem Kaufleute, die Waren zwischen dem römischen Reich und den nördlichen Regionen transportierten. Zu dieser Zeit kam auch der Wein durch die Römer ins Wallis.
Der erste größere Ausbau des Simplonpasses wurde erst im 17. Jahrhundert durchgeführt. Der Schweizer Unternehmer und Politiker Kaspar Stockalper erkannte das Potenzial des Simplon als Handelsroute und ließ einen Saumpfad anlegen, der Maultieren das Überqueren der Alpen erleichtern sollte. Dieser Weg, bekannt als «Via Stockalper», ist bis heute erhalten und wird heute als beliebter Wanderweg genutzt. Bis ins 18. Jahrhundert war der Transport von Waren mit Maultieren durch das Wallis noch eine gängige Methode, und die Via Stockalper spielte dabei eine entscheidende Rolle. Zahlreiche Prachtbauten des erfolgreichen Unternehmers, wie das Stockalperschloss in Brig, zeugen noch heute vom Wohlstand, den der Handelsweg schon damals in die einst verarmte und bäuerliche Region brachte.
Die moderne Geschichte des Simplonpasses beginnt im frühen 19. Jahrhundert, als Napoleon Bonaparte den Bau einer breiten Straße beauftragte. Er wollte eine sichere und schnelle Verbindung zwischen dem Rhonetal und Italien schaffen, um seine Truppen und Artillerie effizient über die Alpen zu verlegen. Die Bauarbeiten dauerten von 1801 bis 1805 und die Straße, die Napoleon im Hochgebirge bauen ließ, war für die damalige Zeit ein technisches Meisterwerk. Gleichzeitig ließ Napoleon das Simplon Hospiz errichten, eine Herberge für Reisende. Es wird bis heute von christlichen Gemeinschaften geführt und bietet Übernachtungsmöglichkeiten mit Vollpension an. In der Abgeschiedenheit der Alpen können Gäste hier die Ruhe und Natur genießen, sich erholen und neue Energie tanken.
Der Simplonpass spielte auch in den Weltkriegen eine wichtige Rolle. Die Schweizer Grenze zu Italien wurde stark militärisch gesichert, um die Schweiz vor Angriffen zu schützen. Auch das Deutsche Reich und das damit verbündete Italien erkannten den strategischen Nutzen des Passes und zogen dessen Einnahme mehrfach in Erwägung. Auch der 1906 fertiggestellte Simplontunnel, durch den noch heute eine wichtige Eisenbahnverbindung für Güterverkehr und Autozüge nach Italien führt, war für Hitler und Mussolini von besonderem Interesse. Durch die starke Sicherung des Simplonpasses mittels in den Fels getriebene Festungsanlagen wie dem Fort Gondo und der Festung Naters, welche heute als Museum besichtigt werden können, fand ein Angriff auf den Pass glücklicherweise nie statt. Der neun Meter hohre Simplonadler, das steinerne Denkmal der Gebirgsbrigade 11, erinnert heute an diese Zeiten und wacht über den Pass. In den 1950er Jahren wurde der Pass schließlich in das Netz der Nationalstraßen aufgenommen und als Teil der A9 klassifiziert. In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche Modernisierungsarbeiten durchgeführt, um den Pass besonders wintersicher zu machen. Brücken, wie die weltberühmte Ganterbrücke, wurden erneuert, Straßen verbreitert und der Pass mit Tunneln und Lawinengalerien so ausgebaut, dass er auch bei schwierigen Witterungsbedingungen gut befahrbar bleibt.


Natur und Kultur am Simplonpass
Wer heute den Simplonpass besucht, wird nicht nur von seiner Funktion als Alpenüberquerung beeindruckt sein. Die Region bietet eine Vielzahl an Aktivitäten und Erlebnissen, die Reisende in die Natur und Kultur eintauchen lassen. Obwohl die Fahrt über den Pass nur etwa eine Stunde und 15 Minuten dauert, lohnt es sich, mehr Zeit einzuplanen, um die atemberaubende Umgebung zu erkunden. Der Simplonpass ist ein wahres Wanderparadies. Das Wegenetz umfasst insgesamt rund 140 Kilometer, darunter kürzere Spaziergänge sowie ausgedehnte Wanderungen. Besonders beliebt ist der bereits erwähnte Stockalperweg, der heute als Wanderroute genutzt wird und etwa 30 Kilometer lang ist. Auf diesem historischen Pfad können Wanderer ab Brig in die Fußstapfen der Händler und Maultiertreiber treten, die vor Jahrhunderten ihre Waren über die Alpen transportierten. Der Weg führt durch schöne Landschaften und bietet immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die Berge und Täler der Region. In Brig erzählen zudem Führungen und Ausstellungen vom Werk des berühmten Unternehmers Kaspar Stockalper.



Auch bei Motorradfahrern ist der Simplonpass eine besonders beliebte Strecke. Die kurvige Passstraße zieht jedes Jahr unzählige Biker an, die die Herausforderung und den Nervenkitzel dieser Alpenroute suchen. Ein besonderes Highlight für Motorradfreunde ist die jährliche Motorradsegnung, die am ersten Sonntag im Mai stattfindet. Bei diesem Ereignis versammeln sich Hunderte von Motorradfahrern am Simplonpass, um ihre Maschinen segnen zu lassen und gemeinsam die Strecke zu befahren. Radrennen haben am Simplonpass eine lange Tradition. Bei der «Tour de Suisse» war der Pass bereits mehr als 20 Mal Teil der Strecke, und auch das berühmte Radrennen «Giro d’Italia» führte mehrmals über den Simplon. Die anspruchsvolle Strecke stellt sowohl für Profis als auch für Freizeitsportler eine Herausforderung dar, die mit schönen Ausblicken belohnt wird.
Anreise und praktische Tipps
Der Simplonpass ist sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Von Brig im Wallis aus führt die gut ausgebaute Straße hinauf auf die Passhöhe und von dort weiter nach Domodossola in Italien. Außerdem wird die Strecke mit Postautos großzügig befahren. Im Winter sollte man allerdings immer die Witterungsbedingungen im Auge behalten, da es trotz der Modernisierungen bei starkem Schneefall zu kurzfristigen Sperrungen kommen kann. Für Radfahrer und Motorradfahrer ist die beste Reisezeit der Sommer, wenn die Straßen schneefrei sind und das Wetter stabile Bedingungen bietet.