Nidwalden (NW)
Der Kanton Nidwalden mit dem Hauptort Stans liegt in der Zentralschweiz und grenzt an Obwalden, Bern, Luzern, Schwyz und Uri. Die beiden Kantone Nidwalden und Obwalden wurden bis zur neuen Bundesverfassung von 1999 noch als die Halbkantone «Unterwalden nid dem Wald» und «Unterwalden ob dem Wald» bezeichnet. Unterwalden ist der Oberbegriff für das Gesamtgebiet beider Kantone. Neben den Kantonen Uri und Schwyz gilt Unterwalden als einer der drei Urkantone der Schweiz.
Mit gerade einmal 44.000 Einwohnern auf 276km² ist Nidwalden von ländlichen Regionen und den Voralpen geprägt. Hoch aufragende Berge wie der Pilatus und das Stanserhorn dominieren das Panorama und bieten spektakuläre Ausblicke sowie zahlreiche Möglichkeiten für Wanderer und Bergsteiger. Eine weitere Besonderheit der Landschaft ist der Vierwaldstättersee, wo sich im Sommer viele Wassersportler und Boote treffen. See und Berge bieten besonders der Viehwirtschaft und der Schifffahrt eine gute wirtschaftliche Grundlage.
Mit Bratkäse über die Alpenpässe
Mit schwer bepackten Lastentieren durch die Alpen zu ziehen, war Jahrhundertelang die einzige Möglichkeit, in der Schweiz überregional Handel zu treiben. Die sogenannten Säumer spielten eine wichtige Rolle für den Warentransport. Mit viel Feingefühl und Know-How im Umgang mit den Saumtieren transportierten sie vorwiegend Salz und Wein über die Alpenpässe. Auch wenn dieses traditionelle Handwerk heute durch modernere, effizientere Verkehrsmittel abgelöst wurde, wird es in Nidwalden immer noch geehrt. Seit über 20 Jahren finden alle zwei Jahre die Säumerfeste statt. Eine Woche lang wandert ein Zug aus Säumern mit seinen Lastenpferden und Maultieren sowie Wanderern auf der Sbrinz-Route über den Jochpass, den Grimselpass, Nufenen- und Griespass bis nach Domodossola im italienischen Piemont. Abends werden die Säumer zum Ende der einzelnen Etappen jeweils mit einem Fest empfangen.
Zu traditionellen Festen gehört in der Region Unterwalden natürlich auch ihre berühmteste Spezialität, der Bratkäse. Der kleine, etwa ein Kilogramm schwere, runde Käselaib ist gewissermaßen der kleine Bruder des Raclette. Ursprünglich wurde er, wie auch der Raclette, einfach halbiert, seine Schnittfläche am offenen Feuer angeschmolzen und auf eine Scheibe Brot gestrichen. Inzwischen wird er jedoch ganz anders zubereitet: Der Bratkäse wird an einer Raffel gerieben und in einer Bratpfanne geschmolzen. Mit einem Schuss Apfelwein, beziehungsweise «Suure Moscht» wird er noch abgelöscht und aromatisiert, bevor er schließlich aus der Pfanne auf einzelne Brotscheiben gegossen und mit etwas süßem Paprika gewürzt wird. Diese Methode hat sich besonders auf großen Festen bewährt, wo viele Personen gleichzeitig bedient werden müssen.
Nidwaldens Hauptort Stans ist zugleich das kulturelle Zentrum des Kantons. Die Stanser Musiktage sind das musikalische Highlight der Stadt. Jährlich versammeln sich im Frühling zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus der Jazz-, Volksmusik- und Pop-Szene auf den 14 Bühnen des Festivals. Rund 40 Konzerte werden während fünf Festivaltagen von über 15.000 Musikfans besucht.
Drahtseilakt zwischen Stanserhorn und Pilatus
Eine der spektakulärsten Seilbahnen der Schweiz findet man am Stanserhorn (1897 m ü. M.), dem Hausberg von Stans. Nach der ersten Fahrt zur Mittelstation mit der historischen Standseilbahn aus dem Jahre 1893, geht es weiter zum Restaurant am Gipfel mit der hochmodernen CabriO-Bahn. Etwa zehn Minuten lang dauert die Fahrt auf dem Dach der Kabine mit frischer Luft um die Nase, den Wind in den Haaren und einer überwältigenden Aussicht auf die Alpen, zehn Schweizer Seen, den Stanser Talboden und die Stanser Skyline.
In Hergiswil, am Fuße des Pilatus, liegt der größte Seilpark der Zentralschweiz. Beim Balancieren über Balken und Slacklines, oder beim Sprung ins Nichts werden Geschicklichkeit und Waghalsigkeit auf zehn verschiedenen Routen ordentlich auf die Probe gestellt. Ebenfalls in Hergiswil befindet sich die Glashütte Glasi, eine der letzten ihrer Art und zusätzlich eines der schönsten Museen Europas. Eindrucksvoll und interaktiv wird dort das traditionelle Handwerk der Glasmacher vorgestellt.


«Die Schreckenstage von Nidwalden»
1798 - Ein Schicksalhaftes Jahr für die Alte Eidgenossenschaft. Der französische Herrscher und Eroberer Napoleon überfällt die Schweiz. Trotz teils erbittertem Widerstand haben die Schweizer den maßlos überlegenen Franzosen nur wenig entgegenzusetzen.
Schon im Januar und Februar waren weite Teile der Alten Eidgenossenschaft unter französischer Kontrolle, Kantonsregierungen gestürzt und die jeweiligen Verfassungen außer Kraft gesetzt. In den meisten Teilen der Schweiz wurde die neue Verfassung der Franzosen widerstandslos akzeptiert, doch in Nidwalden stieß der durch die Franzosen eingeschleppte Gedanke der Aufklärung auf überraschend wenig positive Resonanz. Die sehr konservative und christliche Region sorgte sich um den Verlust von Tradition und Glauben. In der Verfassung der neuen Helvetischen Republik fehlte die traditionelle Anrufung Gottes. An ihrer Stelle war Religionsfreiheit in der Verfassung fest verankert. Das Drängen der konservativen Kreise zeigte Wirkung. Ende August 1798 lehnten die Nidwaldner die Verfassung sowie die geplante Eingliederung in den neuen Kanton Waldstätten ab. Auch mehrere Vermittlungsversuche der Helvetischen Republik wurden von den starrsinnigen Nidwaldnern abgewiesen. Nur wenige Tage später, am 9. September 1798 fielen bereits 6000 französische Soldaten unter der Leitung des Generals von Schauenburg in Nidwalden ein. Vom Vierwaldstättersee aus griffen die Franzosen zudem Stansstad mit Schiffen an. Trotz ihrer hoffnungslosen Unterlegenheit setzten sich die 1600 Nidwaldner Soldaten mit allem zur Wehr, was sie hatten. Wie auch in den anderen Regionen der Schweiz, war der Widerstand zwecklos. Die verheerende Schlacht forderte das Leben von über 200 Soldaten, jedoch war der Schrecken noch nicht vorbei. Entgegen der Anweisung des Generals, zogen die französischen Soldaten durch Nidwalden, zerstörten öffentliche Plätze, plünderten Häuser, misshandelten und töteten Zivilisten. Weitere 200 Menschen, unter anderem Kinder, verloren bei dem Massaker ihr Leben.
Mehr über die bewegte Geschichte des Urkantons vermittelt das Nidwaldner Museum in Stansstad. Besonders spannende Einblicke in die Zeit des Zweiten Weltkriegs lassen sich in der Festung Fürigen erleben, die gut versteckt im Fels am Vierwaldstättersee liegt. Zu bestimmten Terminen werden dort Führungen angeboten, über welche das Nidwaldner Museum informiert.